Tschechien / Deutschland (Böhmerwald/Spreewald) 2010

Etappenübersicht:

  1. Klatovy - Domažlice - Poběžovice - Hostouň - Stráž, 79km, 911HM
  2. Stráž - Bor - Planá - Marienbad, 44km, 404HM
  3. Marienbad - Prameny - Krásno - Horny Slavkow - Loket - Karlsbad, 58km, 542HM
  4. Karlsbad - Kyselka - Velichov - Damice - Krásný Les - Korunní Kyselka - Kadaň, 67km, 757HM
  5. Kadaň - Žatec - Louny - Libochovice - Litoměřice, 43km, 502HM
  6. Litoměřice - Ústí - Děčín - Česká Kamenice, 69km, 628HM
  7. Česká Kamenice - Chřibská - Krásná Lípa - Rumburk - Grenze CZ/D - Kottmar - Walddorf, 43km, 861HM
  8. Walddorf - Spreequelle - Schirgiswalde - Bautzen - Guttau, 69km, 348HM
  9. Guttau - Spremberg - Cottbus, 87km, 77HM
  10. Cottbus - Peitz - Burg - Lübbenau, 75km, 20HM
  11. Lübbenau - Leibisch - Schlepzig - Beeskow, 80km, 65HM
  12. Beeskow - Kurzetappe - Fürstenwalde, 34km, 40HM
  13. Fürstenwalde - Frankfurt an der Oder - Eisenhüttenstadt - Neuzelle, 79km, 195HM
  14. Neuzelle - Guben - Forst, 63km, 85HM
  15. Forst - Bad Muskau (Pückler Park) - Rothenburg, 76km, 205HM
  16. Rothenburg - Zentendorf - Görlitz, 29km, 105HM
  17. Görlitz - Ostritz - Zittau - Jonsdorf, 50km, 365HM
  18. Jonsdorf - Krompach (D/CZ) - Úštěk, 65km, 690HM
  19. Úštěk - Roudnice - Libochovice - Řevničov, 85km, 740HM
  20. Řevničov - - Rokycany, 75km, 950HM
  21. Rokycany - Spálené Poříčí - Nepomuk - Klatovy, 75km, 860HM

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Montag, 03. Mai 2010, Klatovy - Tagesausflug per Auto

Wir machten erst mal zu Fuss einen Rundgang durch Klatovy. Wir kannten Klatovy schon von unserer ersten Tschechienreise und besonders seit wir dort Jaromir und Maria ab und zu besuchten.
Klatovy ist eine absolut eine besuchenswerte Kleinstadt in Westböhmen.
Am Nachmittag fuhren wir mit dem Auto zur Wasserburg Svihov. Es ist eine der wenigen in ihrer ursprünglichen Form erhaltenen Wasserburgen Tschechiens. Leider war gerade keine Öffnungszeit für uns.Doch wir machten einen angenehmen Spaziergang rund um das Burggelände.

Burg Svihov


Im Dorf gibt es ein Fahrradgeschäft. Aber ein neues Schloss für das Velo von Hans gab es da nicht.
Abends waren wir eingeladen bei Maria, Jaromir und den Jungen. Maria kochte echt tschechisch für uns.
Die Verständigung ging diesmal recht gut, obwohl Jaromir, welcher ganz gut deutsch spricht, noch in Kur war, denn die Jungen haben inzwischen beim Englisch zugelegt.
Wir tauschten unsere Nummern der Mobiltelefone, so dass wir während der Fahrradreise per SMS in Kontakt bleiben konnten.

Unsere Route in Tschechien

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Dienstag, 04. Mai 2010, Klatovy - Domažlice - Poběžovice - Hostouň - Stráž, 79km, 911HM

Die Wettervorhersage war lausig, aber wir machten uns trotzdem auf den Weg, in der Hoffnung auf Besserung, da wir ja vier Wochen Zeit hatten, und das Wetter somit auch Zeit, sich zu bessern.
Wir wussten, dass der Böhmerwald hügelig ist. Nur wir sind inzwischen 10 Jahre älter geworden. Hans ist bereits 80! Zum Glück ist es jeweils so, dass mit dem Fahren auch die Routine des Kräfteeinteilens zunimmt.
Wir hatten vor 10 Jahren gute Erfahrungen gemacht mit dem CYKLOS-Fahrrad-Reiseführer 'Tschechien per Rad' von Herbert Lindenberg. Dieser kam also nochmals zum Zug. Es ist eine Auflage von 1997, also nicht mehr so aktuell, aber trotzdem eine gute Hilfe.

In Klatovy galt es ohne Benützung der Hauptstrassen den Weg auf die Strasse 185 zu finden. Auf den Hauptstrassen gibt es heute viel mehr Verkehr als vor 10 Jahren.

Doch die Leute sind hilfsbereit und wir schafften es und waren dann rasch in der typisch böhmischen Landschaft. Hügel, Wälder Weiden und hübsche Weiher prägen das Bild.
Es gibt selten wirklich lange Anstiege, doch sie sind oft steil und häufig. Auf dieser ersten Etappe von Klatovy nach Stráž waren es ca. 15 Aufstiege, aber natürlich auch wieder Abfahrten.

Auf der Landstrasse 183 erreichten wir den ersten Höhepunkt dieser Etappe, die Kleinstadt Domažlice. Es ist das heutige Zentrum des Chodenlandes. Laut Fahrrad-Reiseführer zählen die Choden zu den wenigen tschechischen Stämmen, die sich ihre Identitäten bewahren konnten.

Spaziergang durch Domazlice

Der Marktplatz ist ungewöhnlich langgestreckt und lädt bei schönem Wetter zum Flanieren. Nur, wie wir da waren, war es kalt, kaum eine Seele auf der Strasse und wir fanden auch kein Lokal, wo wir unsere Velos sicher abstellen und etwas Warmes konsumieren konnten.
Also pedalten wir bei Nieselregen mutig weiter. Über Draženov erreichten wir die Landstrasse 195 welche uns über Hostoun nach Stráž, unserem ersten Übernachtungsort brachte.
Unterkunft fanden wir wie im Reiseführer erwähnt im Hotel Rustica. Wir waren an diesem Abend die einzigen Gäste und der Inhaber, Herr Pavel Schwarcz sorgte persönlich für unser Wohlergehen.

Ich empfehle diese Adresse gerne weiter:
Hotel Rustica, Stráž u Tachova 295,
Tel./Fax: +420 374 780 949, Mobile: +420 604 653 734,
E-Mail: Rustica.hotel@seznam.cz

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Mittwoch, 05. Mai 2010, Stráž - Bor - Planá - Marienbad, 44km, 404HM

Auf dieser kurzen Etappe war es mit den Höhendifferenzen nicht so wild. Grundsätzlich geht es stetig etwas bergan mit nur zwei spürbaren Abfahrten dazwischen. Doch kaum gestartet, galt es die Karte wasserdicht zu machen und den Regenschutz in Betrieb zu nehmen. Die Landschaft ist lieblich, darum wollte ich ja nochmals in diese Gegend. Die Jahreszeit wäre im Normalfall super mit den strahlend gelben Rapsfeldern und blühenden Obstbäumen. Aber wir hatten Dauerregen und die Vegetation war im Rückstand.

Bis Bor blieben wir auf der Landstrasse 195 und anschliessend auf der 200 bis Plana. Der Verkehr war moderat. Doch vor Plana mussten wir feststellen, dass es sich gelohnt hätte, neueres Kartenmaterial zu erwerben. Da gibt es jetzt die Autobahn E50 und entsprechend Zufahrten und Warenumschlagplätze auf die wir nicht gefasst waren. Grosse Lastautos in alle Himmelsrichtungen waren unterwegs und drei Kilometer Hauptstrasse vor uns!

Warenumschlagplatz E50

Hans studierte im Regen die Karte und wir fand immer mal wieder eine Alternative zur Haupstrasse mit sehr schmalem Pannenstreifen bis wir dann bei Chodova Plana mit der 230 wieder eine ruhigere Strasse nach dem berühmten Marienbad benutzen konnten.

Marienbad

Wir entschieden uns im Regen gleich für eines der ersten Hotels im Bäderbereich. Die Velos konnten untergebracht werden, das Zimmer okay, nur hat es vom Zimmer keinen direkten Zugang zum Restaurant. Vermutlich passten wir gut zur Ambiance, denn im selben Komplex ist ein Oldies-Club untergebracht.

Der ganze Komplex läuft unter:
PARK RESTAURANT / OLDIES CLUB MAXIM / PENSION FAMILY


Nachdem wir uns im Zimmer eingerichtet hatten, wollte ich noch etwas von Marienbad sehen. Es regnete noch immer und Hans kam nur ungern mit. Er setzte sich nach kurzer Zeit ab zu Kuchen und Kaffee. Ich ging weiter und versuchte das Hotel wiederzufinden, wo wir vor zehn Jahren waren. Welche Überraschung! Das Hotel war nicht mehr in Betrieb und scheint kurz vor dem Abbruch zu sein. Zehn Jahre sind halt nicht nichts. Ich schoss noch ein paar Bilder vom berühmten Badeort mit den fantasievollen Jugendstilgebäuden und gesellte mich anschliessend zu Hans und machte mich an der Wärme auch noch an etwas Süsses.

Vor dem Nachtessen hatten wir noch ausreichend Zeit uns auf die bevorstehende Etappe vorzubereiten. Hans ist auch derjenige, der Abends Buch führt über gefahrene Kilometer, Höhenmeter und sonstige Vorkommnisse.
Betreffend Wettervorhersage machte man uns darauf aufmerksam, dass es wohl bis auf 600m schneien könnte. Brrrrr!

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Donnerstag, 06. Mai 2010, Marienbad - Prameny - Krásno - Horny Slavkow - Loket - Karlsbad, 58km, 542HM

Die sonst besuchenswerten Orte Cheb und Franzenbad liessen wir diesmal aus. Wir wählten die Landstrasse 210 nordwärts und stiegen am Ende des Tales von Marienbad auf um auf relativ direktem Weg das noch berühmtere Karlsbad zu erreichen. Das Gebiet heisst Kaiserwald. Es bildet mit den ausgedehnten Wäldern und Mooren ein natürliches Wasserreservoir, das auch die Mineralquellen in der breiten Umgebung versorgt.

Auf dem Grat angelangt erwartete uns noch eine Überraschung in Form einer geologischen Kuriosität. Der 'Stinker'! Das ist ein Loch im Waldboden bei dem Gas und Schwefelwasserstoff aus der Erde dringt und ist der letzte Zeuge der einst starken tektonischen Aktivität in diesem Gebiet.

Wettermässig war das ein Tag, an dem wir ein Wetterphänomen hautnah erleben konnten. Der feuchte Wind kam von Norden wir aber von Süden. Beim Aufstieg auf einen Hügel war es jeweils trocken, oben angelangt begann es zu nieseln und bei der Abfahrt peitschte uns heftiger Regen ins Gesicht. Ich erinnere mich nicht, den Regenschutz je ausgezogen zu haben.

Bei Loket trafen wir auf den Fluss Eger. Für uns neu war ein Radweg entlang der Eger nach Karlsbad ausgeschildert. Diesem folgten wir und haben ausser einem einsamen Kanuten mit Hund sonst keine Menschenseele angetroffen. Es war so nass und kalt, dass ich irgendwann meine Füsse nicht mehr spürte nachdem ich vom Velo gestiegen war.

In der Schlucht der Eger

Noch ein Wort zu Loket. Loket liegt auf einem Granitrücken, welcher auf drei Seiten von der Eger umflossen wird, daher der Name: loket (deutsch Ellenbogen).

Bis zum Hans-Heiling-Felsen folgt der Radweg auf einer Waldstrasse der linken Seite der Eger dann wechselt man auf die rechte Seite wo vereinzelt auch Autos zugelassen sind. Vor Karlsbad wird es dann etwas verwirrend. Strikt dem Radweg und der Eger folgend, hätten wir Karlsbad beinahe verpasst. Letztlich fanden wir den Zugang zum Bäderviertel entlang dem Flüsschen Tepla.
Ein Tipp: sich im Voraus einen Stadtplan verschaffen auf dem sowohl die Eger wie die Tepla eingezeichnet sind.

Im Bäderviertel angelangt, begannen wir uns schon am Anfang um Unterkunft zu kümmern. Beim ersten Hotel hätten bot man uns ein Zimmer und den Platz für die Velos in einem anderen Gebäude an. Für das Essen im Restaurant musste man auch durch den Regen.
Ich aber wollte es komfortabler. Wir fragten weiter. Alles besetzt. Ja warum denn? Der Besitzer des dritten Hotels erklärte mir, dass in Russland ein Feiertag sei und die Russen darum die Brücke machen würden, ich solle das erste Angebot annehmen. Karlsbad sei von den Russen besetzt. Als schoben wir unser Velos zurück und ich checkte reumütig beim ersten Hotel ein. Wenigstens bekamen wir dann noch ein Zimmer im Hauptgebäude und nur die Velos schliefen woanders.

Statt noch ausgiebig durch Karlsbad zu flanieren beschränkten wir unseren Spaziergang und kauften Ansichtskarten um sie an der Wärme zu schreiben. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Doch vom Umkehren hat noch keiner gesprochen.

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Freitag, 07. Mai 2010,
Karlsbad - Kyselka - Velichov - Damice - Krásný Les - Korunní Kyselka - Kadaň, 67km, 757HM

Wir schoben unsere Velos frühmorgens durch das Bäderviertel bis zum alten Bad, um uns nochmals von diesem speziellen Ort Eindrücke zu verschaffen. Unterwegs bei diesem Wetter waren gerade mal die Patienten, welche Termine zu ihren Anwendungen hatten oder im Tourismus tätige Leute.

Den Weg zurück zur Eger durch die eigentliche Stadt Karlsbad fanden wir nun rasch. Grundsätzlich folgten wir weiterhin dem Flusslauf der Eger. Bis Damice gab es eine beschauliche Fahrt dem Fluss entlang. Doch da fanden wir keine fahrradtaugliche Fortsetzung mehr.

Umweg, hoch über der Elbe Es galt die Uferseite zu wechseln. Beim Bahnhof suchten wir noch eine Fortsetzung. Bei genauerem Kartenstudium sieht man, dass der Ort eben einige Meter höher liegt, genau genommen an der E442. Diese Strasse war vor 10 Jahren noch knapp befahrbar mit den Velos. Was aber heute da abgeht, und das ohne Pannenstreifen, bewog uns, die kritische Strecke über die Hügel am Fusse des Erzgebirges zu umfahren (Krásný Les, Osvinov, Peklow, Himlstejn).

Auch wenn der Abstecher kräfteraubend war, so war er rückblickend lohnenswert. Das Wetter machte ausnahmsweise mit und wir bekamen einen Eindruck von der schönen Landschaft über der Eger, welche hier einen tiefen Graben zwischen dem Erzgebirge und dem Duppauer Gebirge geschaffen hat. Noch blühten hier die Kirschbäume und das junge, frisch grün der Laubbäume verlieh frühlingshafte Kräfte. Ich habe zu Hause noch auf Google Map nachgeschaut und da auch keine Verbindung dem Fluss entlang gefunden.

Bei Stráz n.Ohri wechselten wir wieder auf die rechte Uferseite der Eger (Ohri=Eger). Bis vor Kadaň ging es dann auf der schwach befahrenen Landstrasse immer moderat auf und ab, von Ort zu Ort. Diese Art Topografie belohnt auch immer wieder mit malerischen Ausblicken.

Von der Brücke über der Eger bei Kadaň sahen wir hoch oben bereits ein Hotel. Es eilte also nicht und angesichts der Grösse des Ortes erwarteten wir noch Alternativen. Wir schoben unsere Velos die steile Strasse hoch in die Stadt und zum grossen Marktplatz hinauf. Wir umrundeten den Marktplatz in beide Richtungen und fanden keine Unterkunft.

Der Marktplatz von Kadan

Als wir das zweite Mal am Internetcafé vorbeikamen, kam der Besitzer vor die Tür und lud und zu einem Espresso ein. Es sei ein wirklich guter Espresso, den er zubereite, versicherte er uns. Doch wohin mit unseren Packeseln? Diese wurden dann im Hauseingang verstaut und wir konnten entspannt einen wirklich guten Espresso geniessen und einmal wieder unsere E-Mails abfragen. Wir bestanden darauf, unsere Espressi zu bezahlen, obwohl wir explizit dazu eingeladen waren. Dafür steckte der Besitzer uns noch je einen Snack für unterwegs zu. Beim Verlassen des Lokals entdeckte Hans an der Garderobe genau so ein Fahrradschloss, wie er eines suchte. Der Besitzer verkaufte ihm dieses. Er fände ja rasch wieder ein neues.

Dankend machten wir uns auf den Weg, um das vermutlich einzige Hotel in der Stadt, das Hotel Kadan,  zu finden. Es befindet sich unmittelbar ausserhalb der Stadtmauer. Wir bekamen ein kleines Zimmer, hatten aber alles was wir benötigten. Auch die Velos wurden gut verstaut. Als wir ins Restaurant kamen, waren schon einige Gäste am Essen. Was da auf den Tellern lag, war echt verlockend. Ich studierte schon gar nicht mehr die Speisekarte, sondern zeigte gerade auf das Gericht, das mir am besten gefiel. So gut wie es aussah, so gut war es auch. Ich nehme an, es ist ein Lokal, wo auch sich auch die Einheimischen verwöhnen lassen.

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Samstag, 08. Mai 2010, Kadaň - Žatec - Louny - Libochovice - Litoměřice, 43km, 502HM

Nach Kadaň entfernt sich die Strasse von der Eger, und sie trifft erst bei Žatec wieder an den Fluss. Der Grund dafür ist der grosse Stausee, in welchem sechs Dörfer verschwunden sind. Die ganze Tagesetappe geht durch das Nordböhmische Becken. Besonders fasziniert war ich von den vielen erloschenen Vulkanhügeln. Erst hegte ich nur Vermutungen, aber es sind wirklich Vulkanhügel.

Wir folgten der moderat befahrenen Strasse 225 bis Louny. In Louny, der Hussitenstadt, machten wir vor zehn Jahren Etappenhalt, aber diesmal war es zu früh um abzubrechen. Wir pedalten weiter auf der Landstrasse 246 bis Libochovice. Um der Autobahnauffahrt Nr. 35 der E55 auszuweichen, suchten wir den Weg über kleine Nebenstrassen über Slatina - Cernvic - Chotesov - Brozany - Brnium. Wir fuhren an Theresienstadt mit dem ehemaligen Konzentrationslager vorbei , denn wir waren zu spät dran, um die Suche nach Unterkunft aufzuschieben. Kilometermässig war es zwar eine kurze Etappe, aber das Suchen geeigneter Strassen braucht manchmal auch ganz schön Zeit.

Litomerice, das RathausHier bei Litoměřice mündet die Eger in die Elbe. Von der Brücke aus sieht man bereits zu den Ausflugschiffen. Ich verschwendete gar einen Gedanken daran am folgenden Tag, ein Stück weit eines der Schiffe zu benützen. Ein Blick in den Fahrplan liess mich das aber vergessen.

 Auf dem Marktplatz von Litoměřice schauten wir uns um. Auf den ersten Blick kein Hotel in Sicht, aber ein schönes Rathaus. Erst als wir zum Ausgangspunkt zurückkamen, entdeckte ich, dass wir unsere Suche eigentlich unmittelbar vor dem Hotel Salva Guarda begonnen hatten. Ich erkundigte mich beim Empfang nach einem geeigneten Zimmer: 2 Personen, eine Nacht, etwas zu Essen und dringend einen sicheren Platz für die Fahrräder. - Ja, aber es hätte eben nur noch 2 Zimmer zur Verfügung. - Wir brauchten nur eines aufs Mal, gab ich zur Antwort. - Es seien eben beides Luxus-Suiten. Das Hotel sei im Übrigen durch eine Gruppe Japaner besetzt.

Suite mit Bad Ich machte Hans mit der Situation bekannt, doch dieser wollte nicht mehr weiter. Ich schaute mir die beiden luxuriösen Möglichkeiten an und entschied mich für das Zimmer Maximilian. Wer Lust hat, zu schauen, was Schönes wir uns da zur Abwechslung geleistet hatten, klickt den obigen Hotel-Link an.

Statt uns bei nasskaltem Wetter eine der schönsten böhmischen Städte mit Bauwerken aus Gotik, Renaissance und Barock genauer anzuschauen, genoss Hans das Massagebad während ich duschte und etwas Wäsche wusch. Beim Nachtessen studierte ich dann anhand der vielen Prospekte, was es alles zu sehen oder zu besuchen hätte. Vielleicht sollte man nochmals hinfahren.

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Sonntag, 09. Mai 2010, Litoměřice - Ústí - Děčín - Česká Kamenice, 69km, 628HM

Auf dem ElbeRadweg Eigentlich wäre die 'Porta Bohemica' an der Reihe gewesen. Die Elbe dringt hier durch das Böhmische Mittelgebirge, 300- 500m tiefer als die Ebene des ursprünglichen Terrains. Leider haben wir in Velké Zernoseky den Radweg dahin nicht gefunden und nahmen dann eben die Landstrasse 261 über Libochovany.

Auf der Rückseite des Stadtplanes, den ich in Litoměřice bekommen habe, hätten wir sehen können, dass der Radweg Nr. 2 von Melnik kommend, durchgehend ist. Schade, also nochmals ein Grund diese Ecke von Tschechien nochmals zu besuchen. Litoměřice liegt auf 140 Metern über Meer, die Hügel auf beiden Seiten der Elbe sind zwischen 400 und 600 Meter hoch, und sie sind ganz schön steil. Die eigentliche 'Porta Bohemica' hatten wir also verpasst, doch vor Ústí wird es auch noch recht eng und da konnten wir ganz dem Radweg folgen. Geologisch interessierte Leute sollten unbedingt die 'Porta Bohemica' googeln.

Das Wetter war anständig und wir kamen recht gut voran. Bemerkenswert ist die Marienbrücke bei Ústí. Sie gehört zu den zehn schönsten Bauwerken vom Jahr ihrer Fertigstellung im Jahre 1998.

Die Marienbrücke bei Usti

Bei Děčín galt es Abschied zu nehmen von der Elbe. Man könnte ja auf die Idee kommen, der Elbe bis nach Hamburg ans Meer zu folgen. Wir aber hatten das Ziel Spreequelle und den Spreewald vor Augen.

Die Wettervorhersage für den Rest der Reise Das Gebiet beidseits der Elbe um und nördlich von Děčín wird als böhmische Schweiz bezeichnet. Das vor uns liegende Gebiet gilt seit dem Jahr 2000 gar als Nationalpark Böhmische Schweiz. In Česká Kamenice konnten wir einen der wenigen wettermässig angenehmen Tage beschliessen. Nur, die Aussichten für die kommenden Tage waren scheusslich.

Česká Kamenice hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

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Montag, 10. Mai 2010,
Česká Kamenice - Chřibská - Krásná Lípa - Rumburk - Grenze CZ/D - Kottmar - Walddorf, 43km, 861HM

 Bevor wir wegfuhren schaute ich mich nochmals auf dem Marktplatz um. Da gibt es eine Hausfassade, welche mir schon am Abend zuvor aufgefallen war. Aber am Morgen war sie in besserem Licht zum fotografieren.

Wir fuhren westlich vom Berg Studenec (736m) nordwärts. Im Gegensatz zum alten eisernen Turm auf dem Üetliberg bei Zürich wurde der Studenecer Turm 2009 unter viel Engagement renoviert und ist wieder begehbar. Die beiden Aussichtstürme könnten Zwillinge gewesen sein.

Dabei handelt es sich um das sogenannte Umgebindehaus, ein Haustyp, den wir in den folgenden Tagen noch häufig antreffen sollten. Diese Architektur ist im Zusammenhang mit der damaligen Heimarbeit des Webens. Die Bauweise prägt die Dorfkerne der böhmischen Schweiz und des Oberlausitz.

Typisches Umgebindehaus

In Krásná Lípa gibt es das Haus der böhmischen Schweiz, ein Informationszentrum mit einer ständigen Ausstellung. Laut Prospekt scheint das Zentrum sehr auf Schulen ausgerichtet zu sein, also passten wir. Es soll aber auch ein Internetcafé und eine Zimmervermittlung dort sein.

Grenze CZ-DBis Rumburk nahe der Grenze zu Deutschland ist es recht hügelig, da kamen auch die 800 Höhenmeter zusammen. Wirklich über die Grenze ging es dann vor Neugersdorf (D). Ich machte noch eine Foto von der Tafel, welche die Grenze anzeigt, aber für mich (66) noch immer erstaunlich, dass sich keine Seele für uns interessierte.

Im sogenannten Spreedorf Neugersdorf und im angrenzenden Walddorf irrten wir noch etwas herum, bis wir die richtige Strasse zum eigentlichen Ziel, dem Kottmar (583m), mit der Spreequelle gefunden hatten. Laut unseren Unterlagen hätten wir auf dem Gipfel ein Berghaus mit Unterkunft vorfinden müssen. Das Gasthaus ist auch auf der Landkarte eingetragen. Dieses ist aber mangels Gästen schon seit einiger Zeit geschlossen.

Das erzählte uns ein Mann, welcher wie wir noch ein wenig dem Skisprungtraining an der Sprungschanze zuschaute. Er erzählte uns auch von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Gegend. Somit war auch klar, dass es sich die ansässige Bevölkerung nicht mehr leisten konnte, regelmässig im Berggastaus einzukehren. Viele seien auch weggezogen. Es findet eine Entvölkerung statt.

Etwas betroffen machten wir uns auf die kurze Abfahrt und statteten der höchstgelegenen der Spreequellen unseren Besuch ab. Schon erstaunlich für uns, dass ein doch bedeutender Fluss so wenig hoch entspringt.

In der 'Friedenseiche', dem ersten Gasthaus auf dem Weg nach Walddorf nahmen wir Quartier. Wir hatten zwar Dusche und WC mit anderen Gästen zu teilen und mussten den Schirm behändigen, um in die Gaststube zu gelangen, aber im Übrigen war es warm und trocken. Wir waren wieder in deutschsprachigem Gebiet. Eine Gruppe älterer Leute war da zum Nachtessen. Vermutlich handelte es sich um eine Art Klassen- oder Jahrgängertreffen. Die Gesprächsfetzen, die ich mitbekam, tönten nach Vorkriegs-, Kriegs- und DDR-Geschichten. Diese Überlebenden haben sich bei der Verabschiedung versprochen, sich in einem Jahr wieder zu treffen. So viel hätten sie sich noch zu erzählen.

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Dienstag, 11. Mai 2010, Walddorf - Spreequelle - Schirgiswalde - Bautzen - Guttau, 69km, 348HM

Ab hier hatten wir nebst der Landkarte das bikeline-Radtourenbuch zur Hilfe. Der ganze Radweg von der Quelle bis Berlin beträgt knapp 410 Kilometer. Wir aber beabsichtigten nur bis Fürstenwalde zu radeln, um von dort nach Frankfurt an der Oder zu wechseln.
Kaum hatten wir unsere Unterkunft verlassen, galt es schon wieder den Regenschutz überzuziehen. Auf den ersten 15 Kilometern verläuft der Radweg noch etwas hügelig und hat bis Bautzen auch mal kurze aber steile Steigungen. Die B96 zu vermeiden, hat es eben in sich. Doch man ist auch immer wieder ganz nah am Bächlein Spree.
Am frühen Nachmittag waren wir in Bautzen. Es hat zwar einen detaillierten Stadtplan im Tourenbuch, doch da wo es wichtig wäre, um den Eingang in die Stadt zu finden, ist alles überdeckt mit Zeichen und Buchstaben. Wir schafften es dann doch, das historische Zentrum von Bautzen zu finden, schoben das Velo über den Burgplatz und durch die Fussgängerzone. Wir fanden sogar eine passendes Lokal um etwas Warmes und etwas Süsses zu geniessen. Über die Gerberstrasse fanden wir dann wieder zurück auf den Spreeradweg. Bautzen wäre zwar ein schöner Etappenort, aber es war zu spät für die Museen und noch zu früh zum Abbrechen.
Also fuhren wir weiter bis Brösa (Guttau) wo wir in der Gaststätte "Zur Einkehr" passende Unterkunft fanden. Da habe ich die beste Rindsroulade meines Lebens gegessen. Dazu gab es Plinsen. Das Rezept zu Plinsen habe ich dann zu Hause im Internet gesucht und gefunden, und habe mit Erfolg dann Kräuter-Quark-Plinsen zubereitet. Leider betreibt die Gaststätte keine Internetseite. Wir hatten uns jedenfalls sehr wohl gefühlt und auch viel über die Gegend erfahren.

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Mittwoch, 12. Mai 2010, Guttau - Spremberg - Cottbus, 87km, 77HM

Wir machten uns zeitig auf den Weg. Der Wettergott war uns ausnahmsweise gnädig, und wir kamen zügig voran.

Im Spreewald gibt es nicht nur den Spreeradweg. Der ganze Spreeradweg ist von der Quelle bis nach Berlin 410 Kilometer lang. Die Spree mündet nach Berlin bei Spandau in die Havel. Wer sich länger im Spreewald mit dem Velo vergnügen will, kann noch den Gurkenradweg oder den Froschradweg abfahren.

Birkenwald im Frühling Der Gurkenradweg bietet allein schon 250 km als Rundtour und hat sein eigenes Logo. Nur die Kälte hielt uns davon ab diese kulinarische Delikatesse zu probieren. Wir brauchten definitiv warmes Essen. Der Froschradweg ist ebenfalls eine Rundtour von 260 km. Diese Tour berührt die Neisse und kreuzt zweimal die Spree.
In Spremberg kreuzt noch eine weitere Radtour der Gegend: Die Niederlausitzer Bergbautour, mit dem Rekord-Teufel ausgeschildert, führt auf über 300 km langen Radwegen durch das bedeutende und heute noch aktive Lausitzer Braunkohlerevier. Zu allen Alternativen gibt es viele Infos im Internet.

Wir entschieden uns weiter dem Spreeradweg auf der linken Seite der Talsperre Spremberg zu folgen. Für uns 'Bergler aus der Schweiz' war die Strecke durch die Bühlower Heide besonders reizvoll.

Im Zentrum von Cottbus, nahe dem Spremberger Turm, angelangt, galt es ein Hotel nicht zu weit vom Spreeradweg zu finden. Die Wegweiser zu einem Hotel führten uns erst mal in die Irre. Letztlich wurden wir mit dem Hotel am Theater an der Bahnhofstrasse 57 fündig. Der Kellner versprach uns, dass wir im Hotel auch etwas zu Essen bekämen und wir unsere Velos sicher unterbringen könnten. Wegen eines Missverständnisses fuhren wir erst einmal um den ganzen Häuserblock bis wir die Einfahrt für die Velos gefunden hatten. Lustig wurde es beim Nachtessen. Wir waren, wie auch schon, die einzigen Gäste. Die Auswahl der Gerichte war klein, aber das ist für uns ja kein Problem, da wir nicht so heikel sind. Als dann ein Kurier vor unseren Augen das Essen brachte, mussten wir schon schmunzeln. Sowas hatten wir noch nie erlebt. Dem Kellner war es sichtlich etwas peinlich, doch wir beruhigten ihn. Er hat es in der Küche noch ordentlich angerichtet und es war gar nicht so schlecht. Radreisende sind in der Regel hungrige Gäste.

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Donnerstag, 13. Mai 2010, Cottbus - Peitz - Burg - Lübbenau, 75km, 20HM

Auf meinen Wunsch fuhren wir nochmals zum Spremberger Turm zurück, so dass ich noch eine Foto machen konnte. Am Abend zuvor war es einfach zu trüb. Wir fuhren über den noch menschenleeren Altmarkt und an einem riesigen Kongresshotel vorbei.. Es galt, den Radweg am gegenüberliegenden Spreeufer zu finden. Der Himmel war grau, die Temperatur so etwa um die 6 Grad.

Der Spremberger Turm in Cottbus

Trotzdem tauchten da und dort andere Radfahrer auf. Allmählich wurden wir uns bewusst, dass Auffahrt hier Männertag ist. Männertag Die Velos waren oft mit Birken- oder Fliederzweigen geschmückt. Gruppen hatten irgend einen Karren mit ausreichend Bier angehängt. Optimisten waren gar in kurzen Hosen unterwegs. Die Tradition scheint allerdings etwas durchbrochen. Es gab auch Frauen und ganze Familien, die sich einen schönen Tag erhofften. Gegen Mittag hatte es so viele Radfahrer unterwegs, dass schon Zusammenstossgefahr drohte. Doch die Stimmung war durchaus heiter - ganz im Gegensatz zum Wetter.
Die Spreewehrmühle nördlich von Cottbus scheint ein Treffpunkt für Männertagfeiernde zu sein. Ich brachte es jedenfalls fertig beim Fotografieren der Mühle Hans zu verlieren. Ich hatte keine Ahnung mehr, war er jetzt vor mir oder hinter mir. Schliesslich fuhr ich weiter und fand ihn frierend auf mich wartend.
Anschliessend gibt es eine Alternative zum Spreedamm. Wir wählten die Route über die Peitzer Teiche. Die Karpfenklause inmitten der Teiche liessen wir links liegen, es war noch zu früh für eine Einkehr. Wieder auf der Spreewaldroute trafen wir auf den Bismarkturm.

Supertrabi beim Bismarkturm

Hier ging betreffend Männertag so richtig die Post ab. Treffpunkt, Musik und Wurststände beim Turm und viele Leute auch im Restaurant über der Strasse. Dort versuchten wir an einem vom Wind geschützten Platz etwas Warmes zu bekommen. Wir schafften es nicht. Erst im Zentrum von Burg entdeckten wir eine Konditorei wo wir unsere Fahrräder in Sichtdistanz deponieren und in aller Ruhe einen Pot Kaffee und wunderbare Tortenstücke geniessen konnten. Die Konditorei gehört zu einer Kette, und es war nicht das letzte Mal, dass wir uns in so einer Konditorei etwas Süsses gönnten.
Es war zwar ein äusserst kühler Tag, aber wir kamen trocken an unserem Etappenort Lübbenau an. Wir waren nicht die Einzigen, die hier übernachten wollten. Nach dem dritten Fehlschlag erkundigte ich mich, wo wir wohl am ehesten eine Chance hätten. Man empfahl uns das Schloss. Die hätten viele Zimmer. Da fuhren wir hin und bekamen gerade noch die zweitletzte Möglichkeit - eine der beiden letzten Suiten. Ich flackerte nicht lange, checkte ein, während die letzte Suite auch gerade vergeben wurde. Dabei haben wir uns gar nicht so spät um Unterkunft bemüht. Vor 18 Uhr waren die Velos bereits versorgt und wir schon an der Wärme im Zimmer.
Ich beschaffte mir noch ein Büchlein über die Geschichte des Schlosses. Diese ist wirklich bemerkenswert.
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Freitag, 14. Mai 2010, Lübbenau - Leibisch - Schlepzig - Beeskow, 80km, 65HM

Von Lübbenau nach Lübben kann man den Gurkenradweg oder den Spreeradweg nehmen. Wir entschieden uns wiederum für das Original, obwohl man das Velo bei einer kleinen Brücke über eine Treppe tragen musste. Dies ist im Radreiseführer erwähnt. Zur Belohnung kamen wir am Barzlin vorbei und durch das Biosphärenreservat Spreewald.
Doch zuvor kreuzten wir das Sumpfgebiet, welches sich entlang der Hauptspree und dem Burg-Lübbener-Kanal befindet. Für die Radfahrer wurde hier extra eine hölzerne Rampe gebaut. So kommt man schön trockenen Rades durch den Sumpf.
Zum Barzlin gibt es eine Informationstafel am Weg. Da heisst es, der Barzlin sei eine eiszeitliche Talsanderhebung in der Spreeaue. Der Begriff könne von einem wendisch-sorbischen Wort abgeleitet werden, was dann eben Sumpfgebiet bedeute. Das Gebiet ist ca. 4 ha gross und ragt etwa einen Meter aus der Niederung heraus. Ausgrabungen hätten ergeben, dass sich hier bereits vor 3000 Jahren eine Siedlung befand. Auf dem höchsten Punkt (50m) zeuge noch eine alte Streuobstwiese von der Nutzung. Sogar eine Burg soll einmal da gewesen sein.
Berge können halt auch eben sein!
Beim Burg-Lübbener-Kanal war dann die eingezeichnete Treppe. Es ist aber nicht schlimm. Wir schafften das selbst ohne das Gepäck abzuladen. Es ist eine äusserst romantische Strecke, besonders der Teil durch das Biosphärenreservat Spreewald.

Auf dem Spreeradweg

Wir fuhren nach Lübben hinein und fanden am Marktplatz ein geeignetes Lokal mit Blick auf unsere parkierten Fahrräder. Nachdem wir uns aufgewärmt hatten, spazierten wir noch durch den Markt. Da wurden Sommerpflanzen angeboten. Der Umsatz war bei dieser Kälte wohl eher bescheiden.
Entlang der Route gibt es unzählige Teiche und Kanäle. Das Land dazwischen wurde schon früh urbar gemacht. Eine der vielen Informationstafeln des Tourismusvereins Lübben beschreibt die Erzeugnisse der Landwirtschaft.
Früher, scheint mir, war die Vielfalt entscheidend grösser. Heute wird vor allem Milch, Rind- und Schweinefleisch auch für den Markt produziert. Die Touristen müssen ja schliesslich auch gefüttert werden.
Nach der Wiedervereinigung hat die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft stark abgenommen. Zugleich entwickelte sich der Tourismus in der Region zu einer bedeutenden Wirtschaftskraft. Etwa 70% der Flächen werden heute nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus betrieben. Eigentlich sympathisch! Oder?

Gegen 18 Uhr radelten wir in Beeskow ein. Im Hotel zum Schwan fanden wir schön im Zentrum der Altstadt angenehme Unterkunft. Es sei das älteste Gasthaus der Stadt und seine Wurzeln reichten bis in das 16. Jahrhundert zurück. Für einen Besuch der Burg Beeskow waren wir zu spät dran und morgens öffnen die Museen für uns gewöhnlich zu spät.

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Samstag, 15. Mai 2010, Kurzetappe: Beeskow - Fürstenwalde, 34km, 40HM

Das Wetter neblig, scheusslich und grau. So beschlossen wir nur gerade mal bis Fürstenwalde zu pedalen. Von hier wäre es noch eine Tagesetappe bis Berlin. Dies war aber nicht unser Ziel.
Wir wären gerne noch etwas nordwärts, da ev. auf dem R1 nördlich von Frankfurt an der Oder auf den Oderradweg gelangt. Vielleicht sollten wir der Wetterentwicklung noch etwas Zeit für eine Besserung lassen?

Also zogen wir uns warm an und brachten diese 40 Kilometer hinter uns. Das Bild zeigt die einzige Foto von diesem Tag. Schliesslich wollte ich ja jeden Tag mindestens eine Foto von der Spree machen. Auf Grund der gespeicherten Aufnahmezeit dürfte es sich um die Brücke beim Forsthaus handeln. Jedenfalls erinnere ich mich anschliessend an ein paar feuchte Kilometer auf der Naturstrasse durch die Wildheide. Wir waren wir echt froh, als wir nach der Überführung über die Autobahn A12 wieder befestigte Strasse unter den Rädern hatten.

In Fürstenwalde hatten wir nur ein Ziel - an die Wärme in einem komfortablen Hotel! Dies fanden wir im fahrradfreundlichen Hotel Kaiserhof. Wir deckten uns mit Zeitungen ein und liessen uns nah der Heizung an einem Fensterplatz Kuchen und Kaffee servieren. An der Internetstation konnte ich nach Langem wieder einmal die Mails anschauen und beantworten und mein Mobile mit weiteren Fränkli aufladen. Die täglichen SMS vom Ausland ins Ausland knabbern da halt immer ein wenig, denn ich berichtete unseren Freunden in Tschechien alle Abende wo wir steckten.

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Sonntag, 16. Mai 2010,
Fürstenwalde - Frankfurt an der Oder - Eisenhüttenstadt - Neuzelle, 79km, 195HM

Die Wettervorhersage versprach keine wirkliche Änderung der Grosswetterlage und so entschieden wir uns ohne Umwege zum Oderradweg zu wechseln. Die Höhendifferenz zeigt eigentlich nichts Besonderes. Und trotzdem handelt es sich um eine bemerkenswerte Wasserscheide.
Die Spree mündet bei Berlin in die Havel und diese später in die Elbe. Die Havel ist mit 325 Kilometern Länge der längste Nebenfluss der Elbe. Die direkte Entfernung zwischen Quelle und Mündung beträgt allerdings nur 69 Kilometer.
Und der grösste Nebenfluss der Havel ist die Spree. Das könnte ja noch interessant sein für eine Veloreise. Die Elbe mündet bei Hamburg in die Nordsee und die Oder bei Stettin in die Ostsee. Somit haben wir mit diesen mickerigen 195 Metern eine veritable Wasserscheide gequert.
Es lohnt sich alle drei Flüsse zu googeln. Und das Hochwasser, welches die von uns bereiste Region anschliessend getroffen hat, bekam bei Wikipedia eine eigene Seite.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hochwasser_in_Mitteleuropa_im_Fr%C3%BChjahr_2010
Wir hatten ausnahmsweise einen einigermassen freundlichen Tag, bedeckt, aber trocken. Wir liessen nach der Überquerung der Wasserscheide Frankfurt an der Oder buchstäblich links liegen. Da waren wir ja schon ausreichend anlässlich unserer Polenreise 2005. Darum kamen bis Neuzelle auch einige Kilometer zusammen.
Wie im Radtourenbuch erwähnt, konnten wir kaum auf der Dammkrone fahren. Diese war wegen Deichbauarbeiten gesperrt. Auf dem Radweg entlang der B112 ist es zwar nicht so romantisch, aber verständlich. Gegen 18 Uhr finden wir praktisch neben dem Wahrzeichen von Neuzelle Unterkunft.
http://www.hotel-prinz-albrecht.de/
Da würde es sich ev. noch lohnen die Umgebung der barocken Stiftskirche St. Marien mit dem 70 Meter hohen Turm näher zu betrachten. Da wäre noch der besuchenswerte, auf Stufen angelegte Klostergarten. Und die Tourismus Information von Neuzelle weist noch auf weitere Highlits hin. Aber es ist wie meistens, die Besuchszeiten sind dann, wann wir eigentlich fahren möchten.
Also lassen wir uns zum Trost beim Nachtessen verwöhnen. Schliesslich ist Spargelzeit! Zum Dessert Waldbeerparfait für beide und Hans schiebt noch einen Aprikosenkuchen nach. Dem sagt man Nachspeise!

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Montag, 17. Mai 2010, Neuzelle - Guben - Forst, 63km, 85HM

Wir wagten es auf dem direkten Weg vom Dorf zum Veloweg auf dem Oderdamm zu gelangen, obwohl wir nicht sicher sein konnten, ob die Deichbauarbeiten abgeschlossen waren. Sie waren, und so konnten wir wenigstens noch ein kleines Stück direkt der Oder entlang radeln. Die Oder ist eben schon noch ein eindrücklicher Fluss. Sie ist laut Wikipedia 866 km lang, hat ihre Quelle in Tschechien und sei nach Rhein, Donau, Inn und Elbe der fünftgrößte Fluss in Deutschland. Ein Klick lohnt sich alleweil.

Der Strom war eigentlich schon randvoll, aber knabberte noch nicht wirklich am Damm. Nach gut 5 Kilometern erreichten wir bei Ratzdorf die Neisse-Mündung. Die Neisse ist hier knapp gleich breit wie die Limmat in unserer Heimat bei Zürich. Doch auch sie führte, wie nach den vielen Regenfällen zu erwarten war, viel Wasser. Trotzdem sass da noch ein einsamer Fischer ganz aussen auf der mit hohem Tempo umflossenen Landzunge. Gut wussten wir alle noch nicht, was dieser Region im sleben Jahr betreffend Hochwasser noch bevorstand.

In Guben kamen wir am sogenannten Plastinarium vorbei. Da das Wetter gerade mal freundlich war, störte es uns auch nicht, dass die Ausstellung gerade geschlossen war. Auch wenn sie eine gute Internetsite hat und bestimmt hochinteressant und äusserst lehrreich ist, ist sie wohl nur für Leute mit guten Nerven empfehlenswert.

Wir genossen einen der wenigen schönen Tage unserer Reise, immer schön nahe der zügig fliessenden Lausitzer Neisse entlang nach Forst.

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Dienstag, 18. Mai 2010,
Forst - Bad Muskau (Pückler Park) - Rothenburg, 76km, 205HM

Imposantes Turmkraut Heute am 11. März 2011 bin ich noch immer am Schreiben dieses Reiseberichtes. Es kommt halt immer wieder einmal etwas dazwischen. Mein Mann Hans macht ja jeweils die Vorbereitungen für unsere Reisen und ich die Nachbereitung wie ein Album mit den gekauften Postkarten, eine digitale Bildershow und eben diesen Reisebericht für das Web. Da lese und schaue ich nach in der Literatur und natürlich auch im Web. Und da hatte ich heute einen durchschlagenden Erfolg:

Auf und neben dem Fahrradweg am Ufer der Neisse entdeckte ich eine Pflanze, die ich bis da noch nie bewusst wahrgenommen hatte. Als ich ein besonders schönes, grosses und blühendes Exemplar sah, musste ich sofort anhalten und fotografieren. Das sollte ja wohl kein Problem sein, zu Hause herauszufinden worum es sich handelt.
Gestern nun habe ich ernsthaft damit begonnen. In keinem meiner Bestimmungsbüchern wurde ich fündig. Die Wuchsform der Pflanze erinnerte mich etwas an das Knabenkraut. Ich war mir aber sicher, dass weder die Blüte noch die Grösse dem entspricht. Die eindeutig vierblätterige Blüte sagte mir, dass es sich ebenso gut um einen Kreuzblütler handeln könnte. Also machte ich mich ans Internet. Da gibt es diverse Sites, welche weiterhelfen können. Mit Anmeldungen könnte man das Bild auch zur Diskussion stellen. Aber da läuft man Gefahr, dass man anschliessend mit Werbemails versorgt wird. Und dann wurde ich fündig!!! Mit dem zur Verfügung gestellten Auswahlverfahren fand ich die Pflanze auf Anhieb. Ich verifizierte dann anschliessen auf Google - und siehe da - ein Volltreffer!
Es ist die Homepage der beiden Naturfreunde Helmut und Angela.
Naturfreunde sollten die Website in ihre Favoritenleiste aufnehmen.

Aber das war noch nicht alles betreffend Botanik. Kaum richtig unterwegs trafen wir auf den Ostdeutschen Rosengarten. Natürlich war es für Rosen noch zu früh im Jahr. Nur gerade ein paar Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht trotzten der Kälte. Ich schoss für meine Nachbarin, eine passionierte Rosenfreundin, ein paar Bilder, und weiter.
In Bad Muskau wartete noch ein berühmter Park auf uns:
Das Unesco Welterbe, der Fürst Pückler Park.
Wir taten uns etwas schwer mit dem Eingang in den Park. Schliesslich sind wir uns als Schweizer gewohnt, dass alles schon beim Eingang etwas kostet. Doch in diesen riesigen Park mit dem romantischen Schloss fährt man mit dem Fahrrad einfach hinein. Erst, wenn man in eine Ausstellung will, braucht es Eintrittskarten. Im Neuen Schloss gibt es ein gutes Tourismuszentrum. Nachdem wir uns mit der Hilfe eines Planes den Park per Rad angeschaut hatten, konnten wir uns im Garten des windgeschützten Cafés Fürst Pückler im Schlossvorwerk zu Kaffee, Kuchen und Postkartenschreiben hinsetzen. Das war in diesem Mai schon fast sensationell.
http://www.muskauer-park.de/
Bei Steinbach trifft der Wolfsradweg auf den Neisseradweg. Er ist 35 Kilometer lang und mit dem Abdruck einer Wolfspfote ausgeschildert. Am Weg soll es ein Wolfsmuseum haben. Ob es wirklich noch Wölfe gibt hier?
http://www.gasthof-neisseaue.de/
Wir fahren aber weiter bis Rothenburg. Es gibt viele Orte mit dem Namen Rothenburg. Wer mehr über 'unser' Rothenburg erfahren will, googelt mit Rothenburg/Oberlausitz. Das Städtchen rühmt sich, die östlichste Kleinstadt Deutschlands zu sein.
Die Touristeninformation in Rothenburg war bei unserer Ankunft bereits geschlossen. Wir erkundigten uns in einem Fahrradgeschäft und fuhren halt dann noch etwas zurück zum Hotel Haufe an der Noeser Strasse, an dem wir bereits vorbeigekommen waren.
Nach dem Duschen hatte ich noch etwas Gelegenheit, mit der Serviertochter zu plaudern. Die einheimischen Spargeln, welche sie gleichzeitig am Rüsten war, waren leider nicht für unser Nachtessen, sondern für den kommenden Tag. Aber wir kamen nicht zu kurz. Wir liessen uns mit einer Soljanka Suppe und Steakvariationen verwöhnen. Solianka Suppe zu googeln lohnt sich.

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Mittwoch, 19. Mai 2010, Rothenburg - Zentendorf - Görlitz, 29km, 105HM

300 Schaue ich in die Notizen, die Hans jeweils am Abend einer Etappe macht, sehe ich an diesem Abend eine breite Wolke, die über die ganze Breite Regen zeigt. Das sieht dann etwa so aus:

Darum liessen wir uns am Morgen noch etwas Zeit und fuhren dann ohne gross nach links oder rechts zu schauen oder eine Foto zu schiessen auf der Hauptstrasse nach Görlitz.
Für von Norden kommende ist der Stadtplan Görlitz im bikeline-Radtourenbuch nicht gerade optimal, um gut in das Stadtzentrum zu gelangen. Man fährt am besten geduldig bis zur historischen Brücke, dann die Neissestrasse hinauf und gelangt so zum Untermarkt, weiter durch die Brüderstrasse zum Obermarkt, wo sich die Information befindet. Selbst wenn es wie bei uns in Strömen regnet, sollte man sich von der Brücke aus noch kurz einen Überblick verschaffen.
Wir aber waren zu ungeduldig und irrten dann erst noch etwas um die St. Peter und Paul Kirche herum bis wir dann zum Marktplatz mit der rettenden Touristeninformation gelangten. Da liess ich mir die Adresse zum nächstgelegenen Hotel mit Platz für unsere Fahrräder geben. Platz für Fahrräder in historischen Stadtkernen ist oft Mangelware. Im historischen Hotel Dreibeiniger Hund an der Büttnerstrasse, passte es und wir liessen uns als Erstes eine heisse Suppe bringen.

In der Gaststube zum Dreibeinigen Hund

Dann studierten wir den genaueren Stadtplan mit den vorgeschlagenen Stadtrundgängen und machten uns in unseren feuchten Schuhen und mit dem Schirm bewaffnet auf den Weg. Natürlich gibt es in Görlitz noch viel Arbeit für die Restaurateure, aber es ist eine absolut besuchenswerte Stadt. Etwas Praktisches wäre der Görlitzer Stadtschleicher gewesen, aber dafür waren wir gerade ein paar Minuten zu spät dran.
Es gibt enorm viele Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Auf keinen Fall darf man das Jugendstilkaufhaus verpassen. Auch wenn es nicht mehr wirklich in Betrieb ist, zeugt es doch von grossartigen Zeiten. Die Stadt ist im zweiten Weltkrieg fast unzerstört geblieben. Es gibt ca. 4'000 Baudenkmäler aus 6 Jahrhunderten.
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Donnerstag, 20. Mai 2010, Görlitz - Ostritz - Zittau - Jonsdorf, 50km, 365HM

Die Brücke in Görlitz Als wir um neun Uhr zur Abfahrt bereit waren, begann es gerade wieder zu regnen. Wir fuhren trotzdem nochmals zur Brücke die Görtlitz mit Zgorzelc verbindet, um eine Erinnerungsfoto von der Neisse mit der Skyline von Görlitz zu machen. Am Tag zuvor war das wegen dem intensiven Regen nicht möglich. Dann machten wir uns teils auf der Hauptstrasse und teils auf dem Fahrradweg auf die Räder nach Zittau.
In Ostritz suchten wir leider vergebens ein Lokal für einen Kaffeehalt. Sowas braucht es halt auch mal wegen der Toilette. Andernfalls heisst es halt Augen auf um hinter irgend welchen Büschen einen geeigneten Platz zu finden. Papier, Feuchttüchlein und kleine Plastiksäckchen für die Resten gehören griffbereit in die Ausrüstung.

 Von hier könnte man einen Dreiländertrip von 14.4 Kilometern unternehmen. Das wäre eine Fahrt durch Deutschland, Polen und Tschechien. Der Beschrieb dazu findet sich im bikeline-Radtourenbuch Oder-Neisse-Radweg vom Verlag Esterbauer GMbH.

Ausserhalb Ostritz führt der Radweg direkt durch die Anlage des Zisterzienserinnen Klosters St. Marienthal. Es gibt eine gute Website dazu - auf deutsch, englisch, polnisch und tschechisch. http://www.kloster-marienthal.de
Eindrücklich die Bilder über das Hochwasser vom August 2010. Was wir betreffend Schlechtwetter erlebten war ja nur ein Klacks im Verhältnis dazu was im August abging. Mit dem Fahrrad wäre da kein Durchkommen mehr gewesen. Und ich denke noch mit Respekt daran was auf dem bevorstehenden Streckenabschnitt passiert wäre, wenn einen die Flut dort überrascht hätte. Denn dort ist es richtig eng, schon fast eine Schlucht.
Auf dem NeisseradwegDoch wir kamen noch zügig vorwärts. In Zittau befanden wir uns gerade an der Barriere als der historische Dampfzug unsere Strasse kreuzte. Es handelt sich um die Zittauer Schmalspurbahn welche Zittau mit den Kurorten Oybin und Jonsdorf verbindet.
Wir schauten uns das sehr schöne Zentrum mit dem imposanten Rathaus an, beschlossen aber noch etwas weiter zu fahren. In der Touristeninformation liessen wir uns beraten, wo wir vor dem Grenzübertritt nach Tschechien noch Unterkunft finden konnten. Der Luftkurort Jonsdorf im Zittauer Gebirge wurde somit zum Tagesziel. Es hiess Abschied zu nehmen von er Neisse.
Luftkurorte haben etwas gemeinsam. Es gibt meistens einen Anstieg. Doch was für die Schmalspurbahn zu machen ist, geht auch easy für Radfahrer. Nicht weit von der Endstation begab ich mich ins erste Restaurant, um mich detaillierter nach Unterkunft zu erkundigen. Da waren nur gerade der Wirt und ein Gast. Der Gast meinte, wir sollen in die Gondelfahrt gehen. Ich sah ihn erst einmal gross an. Was sollte ich in einer Gondelfahrt? Ja, das sei eben der Name des Hotels. Er beschrieb mir den Weg. Beim Hotel am Wald angekommen stellte sich heraus, dass er der Besitzer des Hotels Gondelfahrt war. Jeden falls war es eine gute Wahl. Wir konnten um den Hotel-Weiher noch die Füsse vertreten und ich habe im Hallenbad noch etwas Rückenpflege betrieben.

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Freitag, 21. Mai 2010,
Jonsdorf - Krompach (D/CZ) - Česká Lípa - Úštěk, 65km, 690HM

Hans suchte einen sanften Übergang über das Zittauergebirge von Deutschland nach Tschechien. Optimal wäre ein direkter Weg von Jonsdorf nach Krompach gewesen. Natürlich begann es gleich nach unserer Abfahrt wieder zu regnen. Da gab es etwa 1 Kilometer ausserhalb des Dorfes eine Abzweigung bei der die Richtung optimal gewesen wäre. Wir trauten uns aber nicht, weil es da ein Sackgass-Signal hatte. Also fuhren wir weiter auf der Landstrassedurch den Wald hoch und kamen so zwar nahe an die Grenze aber zur Busendstation in Hain. Dort studierten wir lange und entschieden uns dann die steile Grenzstrasse zu nehmen. Ganz oben gibt es ein Ferienheim mit Restaurant. Da konnte ich mich nach dem besten Weg erkundigen. Also gab es eine nicht gar so rasante Abfahrt auf einem Feld- und Waldweg über die grüne Grenze nach Valy und von da erreichten wir dann Krompach. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass sich an der Grenze zu den ehemaligen Ostblockländern kein Knochen mehr um uns Touristen kümmert. Im Nachhinein konnte ich auf Google sehen, dass die Sackgasse ein guter Weg gewesen wäre. Man bleibt von Jonsdorf auf der Hainstrasse und fährt direkt auf die Grenze zu ohne vorher einen Berg zu erklimmen.
Auf schwach befahren Landstrassen erreichten wir Česká Lípa. Am Marktplatz, im schönen historischen Zentrum mit der obligaten Pestsäule erkundigte sich Hans noch nach möglichen Unterkünften an unserer Route.

Marktplatz in Ceska Lipa

In Úštěk sollte das kein Problem sein. Also fuhren wir weiter durch das Gebiet, das noch Spuren der erloschenen Vulkane zeigt.
Wir kamen am späteren Abend in Úštěk an. Das Tourismuszentrum und alle Geschäfte waren schon geschlossen und kaum jemand auf der Strasse anzutreffen. Wir fuhren hin und her und fanden weder ein Restaurant noch ein Hotel. Der Ort, welcher als Stadt geführt wird, zählt offenbar auch gerade nur mal 1'600 Einwohner. Besuchenswert wäre hier die Synagoge. Sie wurde gekonnt renoviert und hat laut Prospekt ein hübsches Schulzimmer. Letztlich fanden wir dann doch noch jemanden, den wir fragen konnten. Unten im Tal gebe es das Sporthotel Patriot - ganz gross und sicher zu finden. Wir fanden es, die Velos wurden sicher untergebracht und wir bekamen auch ein anständiges Nachtessen. Wir hatten dann auch noch Gelegenheit uns mit dem Besitzer über die gegenwärtige Situation zu unterhalten. Eigenartigerweise ist dieses Hotel nicht auf der offiziellen Site des Ortes eingebunden. Aber ich kann es mit gutem Gewissen empfehlen.

http://www.hotel-sporthotel-patriot-ustek.abc-ubytovani.net/Unterkunft.htm
http://www.mesto-ustek.cz/Deutsch/index.html

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Samstag, 22. Mai 2010,
Úštěk - Roudnice - Libochovice - Řevničov, 85km, 740HM

Bei Roudnice trafen wir wieder auf die Elbe. Nach dem vielen Regen war sie randvoll. Das hält die Tschechen aber nicht vom Kanutraining ab. Von der Brücke aus kann man da schön zuschauen. Es gibt einen extra Wildwasser-Trainings-Kanal für die Kanuten. Dazu gibt es einen besonderen Link: http://www.kanustrecken.de/Strecken/Tschechien/Roudnice/roudnice.html

Wildwasserkanal in der Elbe

In Roudnice war Feststimmung. Es wurde eine historische kriegerische Situation um die Elbbrücke nachgestellt. So gab es viele historische Uniformen und entsprechendes Kriegsgerät zu sehen. Es war aber einer der wettermässig schönen Tage und wir fuhren weiter ohne uns für den Umzug anzustellen. Wir konnten nochmals die eigenartigen Vulkankegel betrachten.

Nach ca. 15 Kilometern kamen wir bei Libochovice wieder an die Eger. Da waren wir aber schon auf der richtigen Seite. Von da nahmen wir die Strasse Nr. 237 bis Peruc um dann auf einsamen, schwach befahrenen Strassen, teils durch einen ausgedehnten Wald, nach Řevničov zu gelangen. Řevničov liegt zwar an der Nationalstrasse Nr. 7, die nach Prag führt, hatte aber kein funktionierendes Hotel.

Selbst die Bewohner des Städtchens waren sich nicht bewusst, dass das Hotel George nicht mehr in Betrieb war. Wir erkundigten uns im Restaurant an der Hauptkreuzung. Da empfahl man uns die Hauptstrasse E48 nach Prag zu nehmen. Da gebe es in etwa drei Kilometern ein Motel. Das wurden dann allerdings gut 10 sehr unangenehme Kilometer. Es war Samstagabend und die Prager wollten nach einem der ersten schönen Samstagen nach Hause. Selbst die Überquerung auf die andere Strassenseite zum Motel war heikel. Der Name ist Farma Motorest. Es hat eine Tafel, worauf steht, das Lokal sei bis abends um 21 Uhr offen. Wir aber mussten uns beeilen, dass wir noch etwas zu Essen bekamen, denn das Personal machte um 19 Uhr dicht. Frühstück sollte es auch erst ab 9 Uhr geben. Eine Angestellte offerierte uns dann doch noch, um 8 Uhr für uns da zu sein.
Als Hans ihr dann nach dem Frühstück ein Extra-Trinkgeld geben wollte, wurde die inzwischen eingetroffene Chefin ärgerlich. Das war eigentlich das einzige Mal auf der ganzen Reise, dass wir uns als Gäste unwillkommen gefühlt hatten.

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Sonntag, 23. Mai 2010, Řevničov -Radnice - Rokycany, 75km, 950HM

Nach diesem eher ungewohnten Erlebnis machten wir uns zügig auf den Weg. Wir mussten etwa einen Kilometer zurück auf der E48 und dann halt mutig wieder links abbiegen. So erreichten wir eine schmale, ruhige Strasse die uns wiederum durch einen ausgedehnten Wald auf den 'Upeti dubu', sprich, den 'Fünf Eichen Berg' auf 478m führt. Dieser liegt im grossen Landschaftsschutzgebiet Křivoklátsko. Es bestehen Bestrebungen das Gebiet zum Nationalpark zu erklären. Auf dieser Strasse fand ich auch 'mein altes Tschechien' wieder. Häuser mit einem Vorgarten mit duftendem Flieder. An den meisten Strassen musste der Flieder dem Parkplatz für das Auto weichen.

Flieder in voller Blüte

Mitten den Park fliesst die Berounka. Auf der Abfahrt zur Berounka genossen wir noch den Blick auf die Burg Křivoklát, eine der ältesten und bedeutendsten Burgen der tschechischen Fürsten und Könige. Im Ort genehmigten wir uns im Gartenrestaurant an der Sonne sogar noch ein Eis. Das ist beim sonst schlechten Wetter dieser Reise wirklich bemerkenswert.
Noch zwei drei Kurven und wir kamen zur Berounka.
Das ist der Fluss, entlang dessen wir vor zehn Jahren von Westen kommend, praktisch nach Prag hineinfuhren. Die Berounka mündet sozusagen am Stadtrand von Prag in die Moldau. Von da gelangt man auf schmalen Wegen, auch Fischerpfaden direkt in die historische Innenstadt von Prag.
Entlang der Berounka bis Skryje konnten wir uns von den vielen, zwar kurzen Steigungen etwas erholen.

Auf dem Radweg entlang der Berounka

Auf jeden Fall kamen bis Rokycany einige Höhenmeter zusammen. Das ist eine lebhaftere, grössere Stadt und ganz ohne Schwierigkeit betreffend Unterkunft. Vom Hotelzimmer aus konnte ich noch eine schöne Foto vom Marktplatz machen.

http://hotel-bily-lev.czechtrade.de/unterkunft-in-rokycany

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Montag, 24. Mai 2010,
Rokycany - Spálené Poříčí - Nepomuk - Klatovy, 75km, 860HM

Die Foto vom letzten Übernachtungsort unserer Rundreise machte ich erst am Morgen. Es war recht frisch aber versprach noch ein schöner Tag zu werden.

Im Zentrum von Rokycany

Den Weg aus der Stadt fanden wir nicht so leicht. Die Stadt liegt eingebettet zwischen den bewaldeten Gipfeln Čilina, Kotel, Žďár und Vršíček. Günstig ist auch die Lage der Stadt an der Hauptbahnstrecke und Autobahn zwischen Prag und Pilsen. Das tönt zwar gut, für Fahrradreisende heisst das Hauptstrassen vermeiden, Bahnüber oder -Unterführung finden. Und es ist klar, es gibt einen Aufstieg. Die Strecke war betreffend Natur sehr reizvoll. Auch wenn der Name für uns extrem exotisch wirkt, über Spálené Poříčí gibt es nicht viel zu berichten. Spálené Poříčí (Brennporitschen) ist das Herz des südlichen Gebiets unterhalb des Brdy-Gebirges, das sich in einem Waldgebiet ungefähr 25 km südlich von Pilsen entfernt befindet. Das sagt mindestens etwas über die Topografie aus.
Da gibt es schon mehr über Nepomuk. Er gilt als Heiliger, Schutzpatron von Brücken, Schutzpatron der Beichtväter, des Beichtgeheimnisses und der Verschwiegenheit, zugleich Schutzpatron von Böhmen. Wir treffen ihn zu Hause allenfalls in katholischen Gebieten als Schutzpatron von Brücken an. Wir hatten Nepomuk schon vor zehn Jahren besucht.

Vor Klatovy

So fuhren wir weiter und kamen abends müde, aber zufrieden in Klatovy an.
Insgesamt fuhren wir 1380 Kilometer und überwanden 9850 Höhenmeter. Wir hatten keine einzige Panne. Das ist bei so viel schlechtem Wetter eher aussergewöhnlich.

http://hotel-bily-lev.czechtrade.de/unterkunft-in-rokycany

 

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