Veloreise durch Südwestfrankreich 2006

2. Mai 2006 - 28. Mai 2006

Total: 1'738 km / 12'330 Höhenmeter

Karte

Als wir 2004 unsere geplante Tour von Clermont Ferrand zum Atlantik und zurück wegen des schlechten Wetters und wegen einer heftigen Erkältung massiv abkürzen mussten, wussten wir noch nicht, dass wir nochmals in die Gegend kommen würden. Doch der Wunsch, die verpasste Reise nachzuholen war gross genug, nochmals einen Anlauf zu nehmen. Die Vorbereitungen hielten sich in Grenzen, denn wir hatten ja bereits eine Ahnung, was auf uns zukommen würde.

Bemerkung zu den Bildern: Diese entsprechen den Bildern, wie ich sie auf meiner allerersten Website bei Geocities hatte.

Etappenübersicht:

  1. Cahors - Fumel – Montflanquin, 83 km, 586 HM
  2. Montflanquin - Issigeac - Monbazillac - Ste Foy, 70 km, 516 HM
  3. Ste Foy - Ste Emilion - Libourne – Bourg, 86 km, 443 HM
  4. Bourg – Blaye (Fähre) - Castelnau - Ste Hélène - Saumos - Le Porge, 70 km, 221 HM
  5. Le Porge - Le Porge Océan - Cap Ferret - mit Fähre nach Pila s. Mer – Pilat, 61 km, 50 HM
  6. Pilat - Dünenbesuch - Biscarrosse Plage - Biscarrosse Parentis en Born –Gastes, 60 km, 246 HM
  7. Gastes - Mimizan - Contis Plage - Mathiouic - Léon - Vieux Bouceau, 88 km 170 HM
  8. Vieux Boucau - Hossegor - Bayonne - Biarritz - St. Jean de Luz, 76 km 368 HM
  9. St. Jean de Luz - Ascain - St. Pée - Espelette - Itxassou - Bidarray - St. Jean Pied de Port, 68 km 600 HM
  10. St. Jean Pied de Port - Chahara - Col d'Osquich - Mauleon, 41 km, 580 HM
  11. Mauleon - Oloron - Louvie-Juzon - Lestelle Betharram, 80 km 855 HM
  12. Lestelle-Bétharram - Lourdes – Bagnères, 38 km 425 HM
  13. Bagnères - la Barthe - St. Bertrand de Comminges - St. Gaudens, 67 km HM
  14. St. Gaudens - Mane - St. Girons - La Baure - Mas d'Azil, 75 km, 395 HM
  15. Mas d'Azil – Aigues Juntes - Baulou - Foix – Lavelanet, 57 km, 575 HM
  16. Lavelanet - Montferrier – Montségur, 14 km, 510 HM
  17. Montségur - Bélesta - Chalabre – Limoux, 56 km, 405 HM
  18. Limoux - Carcassonne - Trèbes - Capestang – Bézier, 118 km, 405 HM
  19. Bézier - Roujan - Clermont l'Herault - Gignac – Aniane, 66 km, 470 HMAniane - Gorges de l'Herault - St. Guilhem le Desert - St. Bauzille de Putois –  Grottes des Demoiselles – Ganges, 46 km, 525 HM
  20. Ganges - St. Hippolyte du Fort - Durfort - Anduze - Genéragues – Le Mas Soubeyran - St. Jean du Gard, 55 km, 470 HM
  21. St. Jean du Gard – Corniche des Cévennes – Col de Solpérière – Florac, 53 km, 1115 HM
  22. Florac - Ispagnac - Sainte Enimie - Causse de Sauveterre - La Canourge, 55 km, 630 HM
  23. La Canourge - St. Laurent d'Olt - St. Geniez d'Olt – Espalion, 56 km, 495 HM
  24. Espalion - Estaing - Montsalvy - Entraygues - Port d'Agrés, 66 km, 190 HM
  25. Port d'Agrés – Cayarc, 54 km, 150 HM
  26. Cayarc - Tour de Faure - St Cirq Lapopie – Cahors. 59 km, 340 HM

Sonntag, 30.04.06
Anfahrt mit dem Auto von Dietikon nach Cahors

CahorsPKCahors schien uns als Ausgangsort günstig, wir waren ja schon einmal da und es hatte uns ausserordentlich gut gefallen. Da wir ein Stück neuere Autobahn verpassten, brauchten wir ca. 11 Stunden Autofahrt um von Dietikon nach Cahors zu gelangen.

Im Hotel De France, nahe beim Bahnhof konnten wir unser Auto für einen angemessenen Preis einen Monat lang in Sicherheit stehen lassen. Das Hotel hat zwar kein Restaurant und am Sonntag sind fast alle Restaurants in der Stadt geschlossen, aber wir sind dennoch nicht verhungert.

Montag, 1.05.06
Ruhetag mit Spaziergang und Stadtbesichtigung

CahorsSpaziergCahors hat einen bemerkenswerten mittelalterlichen Stadtkern. Berühmt sind auch die beiden 16 Meter hohen Kuppeln der Kathedrale Saint Etienne.
Am eindrücklichsten ist aber ist die mittelalterliche Brücke, der Pont Valentré über den Lot. Dieses Jahr, 2006, wird in Cahors das 700-jährige Bestehen dieses eindrücklichen Bauwerkes gefeiert.
Dazu gibt es eine hübsche Legende:
Der Architekt der Brücke, sauer über die Langsamkeit der Bauerei, ging einen Pakt mit dem Teufel ein, damit dieser ihm helfe.
Als das Bauwerk beinahe fertig war, hatte er die Idee, sich durch eine List vom Pakt mit dem Teufel zu befreien. Er gab dem Teufel ein Sieb, um darin das notwendige Wasser zu den Bauleuten zu bringen. Die List erkennend, riss der Teufel jede Nacht den letzten Stein vom Turm in der Mitte der Brücke und ein Maurer musste ihn wieder einfügen.
Als die Brücke 1879 restauriert wurde, liess der Architekt Paul Gout die Skulptur eines kleinen Teufelchens anbringen, damit die Legende nicht vergessen wird.

Nebst dem Besuch der alten Sehenswürdigkeiten bietet sich auch der Boulevard Gambetta an. Hier findet man gewiss alles, was man möglicherweise beim Packen vergessen hatte.
Zu Cahors gibt es zwei gute Links: Cahors Tourismus und Cahors Mairie

Dienstag, 2.05.06
Cahors - Fumel – Montflanquin, 83 km, 586 HM

Lot1Es konnte losgehen!
Bis Fumel folgten wir all den Schlaufen des Lot. Diese Strecke durch die weiten Weinfelder des Cahors-Anbaugebietes waren wir zwei Jahre zuvor schon einmal gefahren. Das war der Tag, an dem wir umkehren mussten und ich gerade daran war, mich einerseits von der heftigen Erkältung und andrerseits von der happigen Darmverstimmung zu erholen.
Was für ein herrliches Gefühl, nochmals in Richtung Atlantik zu pedalen!
Weinliebhaber sollten wohl einen Blick in die beiden Städtchen Luzech und Puy l'Eveque werfen. Wir jedoch wollten weiter.

Bei Fumel verliessen wir den Fluss Lot und fuhren auf der D124 nach Montflanquin. (Der Besuch dieser Webseite ist besonders lohnenswert. Man kann einen guten Einblick in die Bastide gewinnen.)
Mit den Hotels im Ort war es im Moment nicht so grossartig. Eine Passantin wies uns den Weg zum Hotel 'Monform' etwas ausserhalb der Bastide.
Dabei handelt es sich um ein Fitness-Center mit Hallenbad und sonst noch allerhand. Wir erholten uns im Hallenbad und liessen in der Nachmittagssonne noch den Bauch etwas bräunen. Schliesslich waren wir praktisch ohne Training losgefahren.
Die Zimmer sind in kleinen Pavillons untergebracht - Alles war perfekt.


Mittwoch 3.05.06
Montflanquin - Issigeac - Monbazillac - Ste Foy, 70 km, 516 HM

Dordogne1Mit Monflanquin waren wir auf gutem Weg nordwestwärts zur Dordogne.
Auf der D676 nach Villareal, mit der D207 zur Departementgrenze wo die Strasse die Nummer wechselt und zur D14 wird. Diese führte uns über Issigeac und Monbazillac direkt nach Sainte Foy, an unser Tagesziel an der Dordogne.
Die Bastide Issigeac schauten wir uns näher an und 'genossen' einen traditionell gebrauten Kaffee im Schatten. Es gibt da eine bemerkenswerte alte zweistöckige Markthalle, in welcher noch die Originalbalken das grosse Dach tragen.
Die ganze Strecke war leicht hügelig, so dass immerhin über 500 Höhenmeter zusammenkamen.
Sainte Foy la Grande ist eine hübsche Provinzstadt.
Wir genossen erst mal den Schatten unter den grossen Bäumen im Park an der Dordogne und machten uns dann auf die Suche nach einem Hotel.
Wir wurden im Zentrum an der Hauptstrasse schnell fündig, doch das Hotel war noch geschlossen. Eine Angestellte kam gerade zur Arbeit, sie liess uns hinein und wir konnten uns erst mal einrichten. Das muss man den Franzosen lassen - sie sind sehr flexibel.
Nun hatten wir noch genügend Zeit für die Stadtbesichtigung und Hans konnte seine Vorbereitungen für die kommende Etappe machen.

Donnerstag 4.05.06
Sainte Foy - Ste Emilion - Libourne – Bourg, 86 km, 443 HM

StEmilionAb Sainte Foy folgten wir erst mal der Dordogne auf der D130 bis Castillon, folgten dieser Strasse weiter bis sie in die D243 mündet. Noch ein paar Kilometer und wir fuhren von Norden her in das berühmte Weinbergstädtchen Saint Emilion. Da wimmelte es bereits von Touristen. Aber wir sind ja schliesslich auch Touristen. Ein grosser Vorteil des Reisens mit dem Fahrrad zeigt sich an solchen Orten. Man braucht keinen Parkplatz zu suchen.
Nach einem kühlenden Glacé schwangen wir uns wieder aufs Velo und fuhren, auch ohne Wein, beschwingt weiter auf der D243 nach Libourne.
Einen Ort wie Libourne zu durchqueren und den richtigen Ausgang zu finden braucht schon etwas Sorgfalt. (Eisenbahnlinie, Zentrum, einmündender Fluss, Autobahn, relativ nahe bei Bordeaux) Hans ist inzwischen schon sehr versiert in dieser Angelegenheit.
Weiter auf der D246 und der D10 zum Autobahnkreuz Angoulème. Auf der Karte sieht das recht aufregend aus.
Doch auch das bewältigten wir mit Bravour und stiessen bei P. du Moron auf die D669 , die uns ans Tagesziel Bourg brachte.
In Bourg fanden wir ein Zimmer in einem kleinen Hotel am Marktplatz.
Es gibt einen wunderschönen Aussichtspunkt auf die Dordogne, die hier kurz vor dem Zusammenfluss mit der Garonne ist.
Dordogne und Garonne bilden dann zusammen die Gironde.
Fürs Nachtessen gingen wir dann in eine Pizzeria beim Hafen. Pizza ist in Frankreich oft eine Entäuschung. Diese war aber geniessbar.

Freitag, 5.05.06
Bourg - Blaye (Fähre nach Port Lamarque) - Castelnau - Ste Hélène - Saumos - Le Porge, 70 km, 221 HM

Bei der Wegfahrt von Bourg gab es noch das alte Waschhaus zu besichtigen. Laut Webseite von Bourg scheint das das Wahrzeichen der Stadt zu sein.
Nach Bourg konnten wir die eher stark befahrene D699 verlassen und auf der D699E genüsslich ganz nahe am Ufer der Dordogne fahren.

Faehre1Bald konnten wir die Landzunge mit dem Leuchtturm erkennen und waren jetzt an der Gironde. Da lagen gar ein paar Schiffswracks, für uns Binnenlandbewohner ein Attraktion.
Noch im Verlauf des Morgens erreichten wir Blaye. Wir wollten gleich mit der Fähre über die Gironde, aber diese fuhr erst am Nachmittag.
Also brachen wir auf, um noch etwas von Blaye zu sehen.
Wir fanden einen geeigneten Eingang zur Zitadelle und schoben unsere Räder durch die riesige Wehranlage. Das Wetter war durchzogen und wir liessen uns im Restaurant der Zitadelle verwöhnen, was, wie sich letztlich herausstellte, nicht ganz preiswert war.

KarteGaronneDoch dann gings weiter mit der Fähre zwischen zwei Inseln nach Port Lamarque.
Wieder festen Boden unter den Rädern, radelten wir auf der D5 in Richtung Le Porge.
Zu Beginn führt die Route noch durch Rebbaugebiete, doch nach Castelnau änderte der Landschaftscharakter abrupt. Wir waren umgeben von Wald und Heide. Ab Ste Hélène benutzten wir den von Bordeaux kommenden geteerten Radweg. Es war so einsam, dass ich mir allmählich Sorgen zu machen begann, ob wir später noch ein Hotel finden würden. Ab Saumos wurden meine Bedenken ernst und ich stellte mir vor, wie ich mit Farnblättern ein Nachtlager im Freien bereitete.
Schliesslich erreichten wir den Ort Le Porge. Das ist ein recht kleines Nest.

Wir fragten uns bei Passanten durch und es stellt sich heraus, dass es tatsächlich zwei Hotels hatte. Die letzte Informantin empfahl uns das Hotel - Restaurant Le Porge gegenüber der Apotheke am südlichen Ausgang des Dorfes. Wir fanden es und waren nicht schlecht erstaunt über dessen Grösse. Alles okay und ein bemerkenswert gutes Nachtessen bei 'Francelyne' mit Maxi-Profiteroles zum Dessert. In der Nacht begann es zu regnen. Was war ich froh, ein Dach über dem Kopf zu haben.

Samstag, 6.05.06
Le Porge - Le Porge Océan - Cap Ferret - mit Fähre nach Pila s. Mer – Pilat, 61 km, 50 HM

KuesteAuf der D107, einer zu dieser Jahreszeit kaum befahrenen Strasse auf kürzestem Weg nach Le Porge Océan zur Küste. Le Porge Océan bietet in etwa, was es fürs Strandleben braucht.
Es war ein feines Gefühl, wieder einmal aus eigener Kraft die Grenze unseres Kontinentes erreicht zu haben.
Dies ist darum auch eines meiner liebsten Bilder meiner Veloreisen.
Nicht, dass ich am Meer wohnen möchte, ich ziehe es noch immer vor, im Zentrum Europas zu leben, von wo aus man in alle Himmelsrichtungen lohnenswerte Ziele findet.
Mit gemischten Gefühlen machten wir uns auf den Radweg südwärts. Wir wussten, dass es auf dem Sand schwierig werden würde, falls der Radweg nicht gut war.
Zu unserer Überraschung war der Weg aber top. Die Strecke ist so gut angelegt, dass der Höhenmesser am Velocomputer kaum etwas zu tun hatte.
Cap Ferret am äussersten Zipfel des Bassins d'Arcachon ist eine beliebte Touristenattraktion. Von hier kann man je nach Lust und Wetter entweder das Meer, den Wald oder die ruhigere Wasserfläche des Bassins geniessen.

Mit einer kleinen Fähre, auf welcher schliesslich mindestens 10 Fahrräder mit mussten, setzten wir nach Pyla sur Mer über.

Wir pedalten noch flanierend bis Pilat Plage wo wir etwa im vierten Anlauf Unterkunft fanden.

Sonntag, 7.05.06
Pilat - Dünenbesuch - Biscarrosse Plage - Biscarrosse Parentis en Born – Gastes, 60 km, 246 HM

KuestePKDie Betreiberin des Hotels gab uns einen heissen Tipp für den Besuch der grossen Düne. Sie verriet uns einen geheimen Eingang zu dieser zu Recht geschützten Sehenswürdigkeit. So konnten wir per pedes zum Fuss der Düne gelangen und von dort ganz allein die Düne besteigen. Erst fast oben trafen wir auf die anderen Touristen, welche vom offiziellen Eingang aus zum grössten Teil eine Treppe zur Verfügung hatten.

Mit 110 Metern ist es die Dune du Pilat die grösste Düne Europas. (Zwei Jahre zuvor verpassten wir aus Zeitnot in Polen die zweitgrösste.)
Mit dem Velo besuchten wir dann noch den offiziellen Eingang zur Düne, wo ich noch Postkarten und wertvolle Informationen über Entstehung und Geschichte der Düne erstand.
Teils auf der Strasse (D218) und teils auf Velowegen machten wir uns weiter südwärts. Man ist eigentlich nie direkt am Meer. Darum bilden die kleinen Seen wie der Etang de Cazaux oder der Etang de Biscarrosse eine willkommene Abwechslung. Touristisch sind sie wohl wichtiger als die eigentliche Küste. Sie sind für den Wassersport sicherer, besonders für Ferien mit Kindern.

Auf den Abend waren heftige Gewitter versprochen. Als sich nach Parentis die schwarzen Wolken bedrohlich zusammenzogen, beschlossen wir im nächsten Ort Unterkunft zu suchen. Das war Gastes, welches direkt am Etang de Biscarrosse liegt.
Wir kamen da an einem beachtlich grossen Campingplatz vorbei, so dass ich zuversichtlich war, auch ein Hotel zu finden.
Wir fuhren alle drei Strassen des Ortes ab, fanden aber nur etwa drei Bars. Hoffnungsvoll gingen wir in der Bar am See auf einen Kaffee und fragten die Chefin, ob sie etwas wisse. Ja, es gebe eine jemanden am Ende der Strasse, der Zimmer vermiete.

Wir fuhren hin und ich läutete. Ein Junge öffnete, der bestätigte, dass sie Zimmer hätten. Ja, auch ein freies Zimmer, aber seine Mutter sei nicht zu Hause, wir sollten später wieder kommen. Ich machte ihn auf die bedrohliche Wetterlage aufmerksam. Da realisierte er, dass er die Wäsche vom Wäscheständer nehmen sollte, aber nahm uns vorher noch auf. Gerade als wir die Velos im Schopf verstauten fielen die ersten Tropfen.
Wir trödelten nicht lange im geschmackvoll eingerichteten Zimmer sondern versuchten noch vor dem starken Regen in die Bar am See zu etwas Essbarem zu gelangen. Die Chefin hatte viel mehr zu bieten, als wir von einer Bar erwartet hätten. Letztlich sassen wir am Trockenen, mit unverdorbener Aussicht auf den aufgewühlten See und die Wolkenbrüche und etwas Feinem zwischen den Zähnen.

Montag, 8.05.06
Gastes - Mimizan - Contis Plage - Mathiouic - Léon - Vieux Bouceau 88 km 170 HM

Veloweg2Erst am Morgen machten wir die Bekanntschaft unserer Wirtin. Sie verwöhnte uns zum Frühstück, ein Wort gab das andere und zu guter Letzt sassen wir zusammen an ihrem Computer und fachsimpelten über Homepages. Und hier der Link zu Christine Gaudichons Chambres d'hôtes: L'estanquet
Ihr Mann betätigt sich in seiner Freizeit sehr kreativ. Seine Bilder sind nicht nur ansprechend als Bilder, daneben sind sie alle auch immer mit einem originellen und passenden Rahmen versehen. Genau auf so einem gelben Rahmen deponierte Hans sein ebenfalls gelbes Rasierzeug, das er dann sinnigerweise dort vergass. Aus Fehlern wird man klug - Bilderrahmen sind definitiv keine Ablage!
Die Wirtin versah uns noch mit einer neuen Karte der Gegend. Diese zeigt, wie gut der Küstenstreifen für Velos ausgebaut ist. Ausserdem gibt sie gute Informationen über die Landschaft dieses Küstenstreifens. Pistes Cyclables en fôrets du littoral landais herausgegeben vom Office National des Fôrets
N° ISBN : 2-84207-246-4
Wir folgten also noch bis Sainte Eulalie der D652 und dann bis Mimizan der D87.
Ab Mimizan Plage verliessen wir den Radweg nicht mehr bis Saint Girons Plage.
Ab hier zogen wir wieder die Strasse, welche durch die Dörfer führt dem einsamen Küstenstreifen vor.
Wiederum auf der D652 erreichten wir Vieux Boucau les Bains.
Kaum im Ort befanden wir uns vor einem Logis de France, unserer bevorzugten Hotelkette, checkten ein und hatten noch wunderschön Zeit den Ort zu geniessen.

Dienstag, 9.05.06
Vieux Boucau - Hossegor - Bayonne - Biarritz - St. Jean de Luz, 76 km, 368 HM

CapBretonZwischen Capbreton bis fast nach Bayonne fanden wir nochmals einen Radweg.
Wir fuhren nicht ins Zentrum, sondern benützten die äusserste Brücke über die Adour und dann eine geeignete Strasse direkt zur Pointe Saint Martin in Biarritz.

Ich war schon fast etwas stolz, schon das zweite Mal in meinem Leben das Velo hier zu parkieren, um Ansichtskarten zu verschicken.
Wir schlenderten die Velos schiebend durch Biarritz, schauten den waghalsigen Wellenbrettreitern zu und fuhren dann aber weiter südwärts in Richtung Saint Jean de Luz.

Zwischen den beiden Städten, die fast zusammengewachsen sind, suchten wir Unterkunft. Das war ausnahmsweise mal nicht so einfach.
Das Hotel, in welchem wir schon einmal waren, wo wir damals mit Sicht auf den Atlantik essen konnten, hatte sein Restaurant ausser Betrieb gesetzt. So gefiel es uns nicht mehr und wir fuhren weiter. Nächste Hotels waren ausgebucht oder geschlossen.
Erst am Stadtrand von Saint Jean de Luz fanden wir ein Motel, wo wir allerdings sehr gut aufgehoben waren. Im Motel selbst oder gar im Restaurant des Motels spürte man vom nahen Verkehr überhaupt nichts.
Obwohl es nicht allzu warm war, genoss ich noch ein paar Züge im Swimming Pool.

Mittwoch, 10.05.06
St. Jean de Luz - Ascain - St. Pée - Espelette - Itxassou - Bidarray - St. Jean Pied de Port, 68 km 600 HM

Im Supermarkt auf der gegenüberliegenden Strassenseite deckte ich uns noch mit Getränken ein, und dann konnte es weitergehen.
Aber natürlich war erst noch St. Jean de Luz auf dem Programm. Uns gefiel St. Jean de Luz eigentlich besser als das bekanntere Biarritz. Wir schoben unsere Velos durchs Städtchen und zum Fischerhafen und zum alten Leuchtturm.

Wir nahmen Abschied vom Atlantik und setzten unsere Reise entlang des Flusses Nivelle am Nordfuss der Pyreneen fort. Die D918, welche bis zu unserem Tagesziel führet,war moderat befahren.
Bei Ascain, einem hübschen Baskendorf, machten wir einen Abstecher ins Zentrum. Baskische Dörfer erinnern mich mit ihrer Behäbigkeit immer etwas an Dörfer im Engadin in der Schweiz.
StJeanPPBei Espelette verliessen wir das Tal der Nivelle für einen weiteren Abstecher über Itxassou und zum Pas de Roland. Über der Nivelle ging es dann weiter bis Bidarray und über die Brücke 'Pont Nobilia' wieder auf die D918.
Wir erreichten St. Jean Pied de Port mit genügend Zeit für das Städtchen und die Burg.

Beim Nachtessen legte ich mir bei der Wahl des Menus ein Ei! Ich wählte 'Ris de veau'. Ich stellte mir vor, die hätten einen Tippfehler gemacht und übersetzte 'ris' mit Reis und erwartete eine Art gehacktes Kalbfleisch. Was ich dann vor mir auf dem Teller hatte war mir völlig unbekannt. Mein Sprachcomputer übersetzte 'ris' mit Bries, was mir auch nicht weiterhalf. Ich habe noch immer keine Ahnung, was Bries ist. Tapfer ass ich etwa dreiviertel davon und musste dann passen, weil es mir widerstand.
Hans traf es besser und fand gar noch einen Platz für ein kleines Dessert.

Donnerstag, 11.05.06
St. Jean Pied de Port - Chahara - Col d'Osquich - Mauleon 41 km580 HM

ColdOsquichAuf der D933 bis Chahara, wo wir uns für die Route über den Col d'Osquich entschieden.
Chahara liegt auf 162 Metern und der Pass geht nur auf 500 Meter.
338 Meter Höhendifferenz wären ja kaum erwähnenswert, wäre da nicht die Landschaft, welche einem das Gefühl von wirklichem Gebirge vorgaukelt.
Es gibt sogar ein Restaurant auf dem Pass wo wir bei einem hausgemachten Kuchen die Aussicht ins Einzugsgebiet des Flusses Bidouze genossen.
Nach einem kleinen Stück Abfahrt gab es eine atemberaubende Aussicht in die Schneeberge der Pyrenäen.
Wir beschlossen, nicht noch weiter nach Oloron zu fahren, somit gab es gerade mal eine Kurzetappe.
Hans nutzte die Zeit für umfangreichere Planung und ich widmete mich meiner Lektüre.
In dieser Beziehung bin ich strikt. Ich erstehe im Buchantiquariat ein billiges Buch, möglichst in der Landessprache und reisse dann unterwegs jeweils die gelesenen Seiten weg. So wird das Buch immer dünner bis es sich selbst erledigt. Dafür gibt es Platz für Ansichtskarten und Prospekte. Mauleon

Freitag, 12.05.06
Mauleon - Oloron - Louvie-Juzon - Lestelle Betharram 80 km 855 HM

KartenstudiumDie D24, die von Mauleon nach Oloron führt, beinhaltet auch einen kleinen Übergang. Die höchste Stelle ist auf 385 Metern.
(Als wir 2001die Pyrenäen-Rundfahrt machten, wählten wir den Weg über Larrau, Ausgangsort für den Col d'Erroymendi.)
Da wir damals Oloron besichtigten, machten wir diesmal nur einen Kaffeehalt und fuhren weiter auf der D920. Wir kreuzten die D934 und befanden uns nach Louvie-Juzon bald mal auf 501 Metern.
Die D35 führte uns ins Tal der Gave zur Hauptstrasse D937, welche nach Lourdes führt.
Uns aber interessierten die Grotten von Bétharram viel mehr. Wir suchten das nächst der Grotten liegende Hotel. Wir fanden ein Logis de France, etwas in einem Park versteckt. Von da wollten wir vor dem Nachtessen noch einen Spaziergang zum Grotteneingang machen. Die Dame am Empfang meinte, es könnten höchstens 10 Minuten dahin sein. Als wir nach zwanzig Minuten erst mal Wegweiser zu den Carparkplätzen sahen, kehrten wir um und beschlossen, am kommenden Morgen gleich mit den Velos dahin zu fahren.

Samstag,13.05.06
Lestelle-Bétharram - Lourdes – Bagnères 38 km 425 HM

Grotten1Laut Führer war die erste Führung auf 9 Uhr angesetzt. Da wollten wir unbedingt dabei sein, damit wir anschliessend noch ein Stück weiter fahren konnten.
Es war ein regnerischer Tag, und als wir beim vermeintlichen Grotteneingang ankamen, war da noch gar nichts offen.
Ein Angestellter kam und führte uns zu einer Art Bushaltestelle, wenigstens mit Dach. Er öffnete auch eine Art Informationscenter und riet uns einfach mal zu warten, bis noch mehr Besucher einträfen.
Er stellte einen grossen Bus bereit und liess diesen schon mal laufen, wohl um zu heizen. Zum Glück konnten wir gut geschützt unterstehen, denn es regnete inzwischen in Strömen.
Erst nach knapp einer Stunde, liess er uns und ein paar weitere Gäste einsteigen und führte uns zum eigentlichen Eingang der Grotte. Der Haupteingang befindet sich ein rechtes Stück weiter oben am Berg. Zu unserem Erstaunen warteten da schon viele Besucher, offensichtlich mit Cars angekommen. Wir wunderten uns, dass wir überhaupt noch Platz hatten in der ersten Führung. Irgendwie war das echt südfranzösische Organisation. Was wir dann aber zu sehen bekamen, liess die Ungemach völlig vergessen. Was wir zu sehen bekamen, war das Warten wert.
Mit einem kleinen aber langen Zug wurden wir am Ende der Führung aus der Höhle geführt, und, wie es sich für eine echte Touristenattraktion gehört, direkt zum Andenkenshop mit kleiner Cafeteria und vielen Toiletten. Diese sind nämlich nötig nach dem recht lange dauernden Höhlenbesuch.
Wir holten unser Gepäck im Hotel und machten uns noch auf eine Kurzetappe von nur 38 Kilometern. Lourdes konnte uns nicht zu einem längeren Aufenthalt verführen. Ab einer gewissen Dichte von Touristen fühlen wir uns nicht mehr so wohl.

Sonntag, 14.05.06
Bagnères - la Barthe - St. Bertrand de Comminges - St. Gaudens, 67 km, 645 HM

Auf der D938 bis zur Abzweigung der D20 auf 583 Meter über Meer. Ab hier wird die D938 zur Nebenstrasse und führt über Mauvezin nach la Barthe de Neste.
Dort kommt der Fluss Neste aus den Pyrenäen um später weiter östlich bei Valcabrère in die junge Garonne zu fliessen.
Wir folgten weiter auf der D938 dem Fluss. Bei Anères entschieden wir uns für die weniger befahrene D26.
Bei Valcabrères kreuzten wir die Garonne. Obwohl die Garonne im Mai eigentlich recht viel Wasser führt, ist es verglichen mit der Garonne vor dem Zusammenfluss mit der Dordogne ein kleiner Fluss.
Um nach dem grösseren Ort St. Gaudens zu gelangen, müssen wir teilweise auf die Hauptstrasse D8. Wo es geht, sucht Hans erfolgreich Nebensträsschen.

WaescheDer Stadtkern von St. Gaudens sonnt sich auf einer Terrasse über der Garonne. Da Sonntag war, war die Suche nach Unterkunft wieder einmal schwierig. Beim dritten Versuch vor einer verschlossenen Hoteltüre riet uns eine Anwohnerin, zu läuten und einen Moment Geduld zu haben. Zuerst erschien der Hund und dann kam die Besitzerin. Sie hiess und freundlich willkommen und meinte, wir würden in der Stadt auch etwas zu essen finden.
Nach Dusche und Wäsche machten wir uns auf den Weg. Wir suchten das von ihr empfohlene marokkanische Restaurant. Leider ohne Erfolg. Wir fanden auch kein anderes offenes Lokal. Also mussten wir nochmals zurück und uns einen Plan zeichnen lassen. Diesmal klappte es und wir kamen zu einem unerwartet guten Nachtessen mit ausreichend Gemüse. Unser Lob freute Koch und Wirt.

Montag, 15.05.06
St. Gaudens - Mane - St. Girons - La Baure - Mas d'Azil, 75 km, 395 HM

Mas d'Azil
Bis Mane auf der D21, erst im Tal der Garonne und hinüber ins Tal des Salat. Der Pass mit Aussichtspunkt auf 435 Meter. Dem Fluss Salat entlang bis St. Girons. Hier galt es ein Stück weit auf der Hauptstrasse D117 zu fahren. Doch die Hauptstrassen waren um diese Jahreszeit für Radfahrer noch ganz gut befahrbar. Im Sommer, während der Hauptreisezeit mag das anders aussehen.
Unser Tagesziel, "Grottes du Mas d'Azil", war bald erreicht.

MasdAsilDas Bild kommt von einer Postkarte. Hier gibt es einen natürlichen Tunnel durch den Berg. Ein Fluss fliesst hindurch. Die Strasse hat zwar einen eigenen Eingang, doch dann fährt man neben dem Bach durch den Berg. Die seitlichen Höhlen, welche über Jahrhunderte von Verfolgten als Unterschlupf dienten, waren zur Zeit aber geschlossen.

Wieder einmal standen wir vor verschlossenen Hoteltüren.
Beim Hotel Gardel am Marktplatz gab es wenigstens eine Tafel, dass der Empfang um 17.00 Uhr öffnen würde. Bis zu diesem Zeitpunkt fanden sich dann mindestens 8 Radfahrer, 2 Pilger und sonst noch ein paar Leute ein. Es herrschte einige Spannung, ob wohl alle Wartenden wohl ein Zimmer finden würden.
Da ich als einzige das Klicken am Schloss zur Eingangstüre wahrnahm, war ich die erste an der Rezeption. Doch die Dame dort hing noch eine Weile am Telefon. Offenbar konnten auch telefonische Reservationen erst ab dieser Zeit getätigt werden. Da waren wir wieder einmal so richtig mit der französischen Mentalität konfrontiert. Endlich war es so weit - die Dame bestand darauf, dass ich mir das von ihr vorgeschlagene Zimmer unbedingt zuerst anschaue. Dabei waren wir ja schon froh, überhaupt ein Zimmer zu bekommen. Als ich zurückkam, teilte sie mir mit, sie hätte uns bereits in ein anderes Zimmer verlegt. Es herrschte ein ziemliches Chaos. Es ist kaum zu glauben, aber letztlich hatte sie alle zufriedenstellend untergebracht.

Beim Nachtessen herrschte dann eine erstaunlich entspannte Stimmung. Alle waren irgendwie froh, ein Dach über dem Kopf und etwas Gutes zwischen den Zähnen zu haben.
Ganz Mas d'Azil!


Dienstag, 16.05.06
Mas d'Azil – Aigues Juntes - Baulou - Foix – Lavelanet, 57 km, 575 HM

Ausserhalb Mas d'Azil verliessen wir die D119 um auf der D1 in Richtung Foix zu fahren.
TalDabei fuhren wir in einem abgelegenen, romantischen Tal zwischen dem Massif de l'Arieze und den Montagnes du Plantaures. Zwischen Baulou und Foix kamen wir, für uns eher überraschend, noch zu einem besonderen Leckerbissen. Höhlen hatten wir ja schon einige besucht, aber im Schiff einen unterirdischen Fluss zu befahren, war dann doch einmal etwas anderes. Wir beschlossen die zwei Stunden über Mittag bis zur nächsten Führung zu warten. Ich legte meine Decke aus und wir machten im Schatten der grossen Bäume ein Mittagsschläfchen.
Gegen 14 Uhr kam dann noch eine Hand voll Autos mit Besuchern und die Führung konnte stattfinden. (Das ist in Frankreich nicht immer selbstverständlich.)
In Foix war es noch zu früh zum Aufhören. Also leisteten wir uns hier ein Eis und nutzten das angenehme Wetter um weiter bis Lavelanet zu gelangen.
Als Einzelreisende sind Unterkünfte halt manchmal Glückssache. Wir mussten uns wieder einmal durchfragen. Schliesslich landeten wir in einem etwas abgetakelten, ehemals grossartigen Hotel. Es wurde von zwei älteren Frauen geführt. Die eine war gebürtige Deutsche. Sie freute sich, uns Schweizer zu beherbergen und wieder einmal deutsch zu sprechen. Von ihr erfuhren wir einiges über die Situation im Ort.
Ihre Hotelgäste waren Arbeiter und Monteure. Erst seien diejenigen gekommen, welche die Maschinen in den Fabriken abbauten. Und jetzt seien diejenigen hier, welche die leeren Räume wieder mit Geräten ausstatteten. Wie es wirtschaftlich im Ort weitergehen soll, schien noch offen.
Jedenfalls waren die Pensionäre mit der angebotenen Halbpension zufrieden. Die beiden Frauen legten nämlich Wert darauf, dass die Männer eine gute Hausmannskost erhielten. Und wir kamen somit zu einer Spezialität. Ich weiss nicht mehr wie das hiess. Aber ich weiss noch, wie skeptisch ich war, als mir die Deutsche das Gericht erklärte. Dabei handelt es sich um Kartoffelstock mit Fisch drin, und das Ganze im Ofen überbacken. Dazu gab es einen Salat. Wir kamen dann zum Schluss, dass das gut schmeckte und nicht nur für Arbeiter, sondern auch für hungrige Radfahrer perfekt war.

Mittwoch, 17.05.06
Lavelanet - Montferrier – Montségur, 14 km, 510 HM

Montségur
Die Raben von Carcassonne von Ernst W. Heine. Wer das Buch gelesen hat, hat schon einmal ein kleine Idee, wohin es geht.
Die Ruine der Katharerburg tront auf 1216 Metern über Meer. Und es sind gerade mal 14 Kilometer von Lavelanet!

MontSegurEs war einer der heissesten Tage dieser Reise und wir fuhren nach Montferrier direkt der Sonne entgegen. Ab und zu kann man die Burg sehen und man fragt sich berechtigterweise wie man da hochkommen soll. Das Rätsel löst sich, sobald man den Pass erreicht. Von da kommt man nämlich nur noch zu Fuss hinauf.
Wir versteckten unsere bepackten Fahrräder, wenigstens so, dass man sie nicht vom grossen Parkplatz aus sehen konnte, und machten uns auf den Weg zur Burg. Wir waren nicht die einzigen, aber immerhin waren nur so viele Leute auf dem Pfad, dass man sich beim Kreuzen grüsste, ev. sogar ein paar Worte wechselten. Während der Hochsaison dürfte das etwas anders aussehen. Auf jeden Fall genossen wir von der Burgruine eine atemberaubende Aussicht.
Nach unserem vorsichtigen Abstieg begaben wir uns ins Dorf Montségur, schoben die Fahrräder durch die Gässchen und genossen das Glück, im Hotel-Restaurant Costes, einem Logis de France, noch ein Zimmer zu bekommen.
Das Hotel ist besonders. Es hat ein schönes geschütztes Gartenrestaurant und man findet sehr viel Dokumentation zu den Katharern. In der Küche werden nur biologische Produkte verwendet. Wir jedenfalls hatten noch genügend Zeit, alles zu geniessen.
Im Dorf gibt es noch ein Besuchens wertes Museum. Es befindet sich an derselben Adresse wie das Office de Tourisme.

Donnerstag, 18.06.05
Montségur - Bélesta - Chalabre – Limoux, 56 km, 405 HM

MeteoDer Morgen brachte die Überraschung. Es regnete und wir sassen in dichtem Nebel.
Ausnahmsweise waren wir nicht in der einzigen Ecke Frankreichs, wo es nicht regnete. Wir schienen direkt im Zentrum des schlechten Wetters zu sein. Auch ein ausgedehntes Frühstück brachte keine Besserung. Der Nebel war so dicht, dass wir für unsere Abfahrt die Lichter einschalteten, damit wir gesehen wurden.
Zum Glück gab es unterwegs noch etwas zu sehen, wozu man nicht weit sehen musste. Die Fontaine de Fontestorbe vor Bélesta war trotz Regen noch einen Halt wert.
Damit wir nicht zu sehr ins Frieren kamen gab es auf der D620 noch zwei kleine Übergänge, den Col de Saint Benoit und den Col de l'Espinas.
Gegen Mittag verleidete es uns mit dem Regen und wir suchten Unterkunft in Limoux. Mangels Platz im günstigeren Logis de France am Marktplatz, verschlug es uns in das Luxus Logis de France, einem ehemaligen Palast.
Hans genoss das warme Schaumbad in der Doppelwanne und ich verkroch mich mit meinem französchen Buch im Bett mit dem Baldachin. Ausserdem studierte ich noch die Weine der Gegend.
Am späteren Nachmittag beruhigte sich das Wetter und wir konnten noch durch das Städtchen schlendern. (Zweimal um den Marktplatz - sonst gibt es nicht viel zu sehen.)
Das Nachtessen war dafür eine positive Überraschung. Gewiss nicht billig, aber alles was serviert wurde, war höchste Qualität.

Freitag, 19.05.06
Limoux - Carcassonne - Trèbes - Capestang – Bézier, 118 km, 405 HM

Auf schmalen Nebenstrassen folgten wir der Aude fast bis nach Carcassonne. Da wir 2001 Carcassonne ausgiebig besucht hatten, fuhren wir direkt weiter in Richtung Trèbes.
Autobahn, Eisenbahn, Fluss und Canal du Midi stellten wieder einmal eine Herausforderung dar, den Weg zu finden. Es blieb uns nichts anderes übrig, als ein Stück auf der autobahnähnlichen Strasse N113 weiterzufahren. Ein vorbeifahrendes Polizeiauto nahm jedenfalls keine Notiz von uns. Also muss es erlaubt sein.
BeziersNach dieser aufregenden Passage fuhren wir weiter auf der D610 ab und zu mit Tuchfühlung zum Canal du Midi.
Statt auf der breiteren D5 fuhren wir auf Nebenstrassen über St. Marcel nach Capestang.
Da der vorhergehende Tag eher ein Faulenzertag war, beschlossen wir noch weiter bis Béziers zu fahren.
Mit Béziers hatten wir praktisch das Mittelmeer erreicht.
Das Zentrum liegt auf einem Hügel und es war nicht ganz einfach dahin zu gelangen. Riesige Baustellen verwehrten den Zugang. Irgendwie hatten wir auch nicht den Blick für Hotels. Wir irrten etwas herum. Schliesslich schafften wir es direkt beim Theater. Vor lauter Hotelsuche sahen wir kaum etwas von der Stadt.
Immerhin konnten wir noch den Sonnenuntergang von der Terrasse bei der Kathedrale sehen um dann in der Altstadt noch etwas zu Essen zu finden.

Samstag, 20.05.06
Bézier - Roujan - Clermont l Herault - Gignac – Aniane, 66 km, 470 HM

RosenWir verliessen Beziers nordwärts auf der D909 um dann auf der D15 nach Roujan zu gelangen.nach
Die Strecke zwischen Roujan und Clermont l'Hérault ist besonders malerisch. Bei klarer Sicht kann man bis zum Mittelmeer sehen.
In Clermont l'Hérault liessen wir über die Tourist Information ein Zimmer in Aniane reservieren. Eigentlich hätte uns ein Kellner in einem Restaurant weiterhelfen wollen. Aber er war nicht besonders erfolgreich. Es waren schon zu viele Touristen unterwegs.
Mit Aniane waren wir an einem guten Ausgangspunkt für die Gorges de l'Herault.
Das Hotel liegt am Ortsausgang in Richtung der Gorges und ist sehr komfortabel. Es gibt sogar einen Swimmingpool. Es war gerade knapp warm genug, ein paar Züge zu wagen.

Sonntag, 21.05.06
Aniane - Gorges de l'Herault - St. Guilhem le Desert - St. Bauzille de Putois – Grottes des Demoiselles – Ganges, 46 km, 525 HM

Gorges de l'Herault
46 Kilometer sind nicht gerade eine Leistung. Doch wenn es halt so viel anzuschauen gibt, kommt man nicht so zügig vorwärts.
Das begann schon bei der Einfahrt in die Schlucht des Hérault. Wie soll man so eine eindrückliche Teufelsbrücke am besten fotografieren? Und immer wieder muss man anhalten, um den wilden Fluss zu bestaunen.

HeraultDas Beste kam noch mit dem versteckten Dorf St. Guilhem le Desert, in dem sich zur schlimmsten Zeit die Hugenotten in einer Seitenschlucht versteckt hatten.
Aniane liegt auf 65 Metern, aber man kann nicht alles dem Fluss entlang radeln, sonder muss dann halt auf 303 Meter aufsteigen. um wieder auf 118 Meter abzufahren.
Das brächte ja natürlich noch keine 525 Meter Höhendifferenz. Das dicke Ende kommt mit dem Aufstieg zu der Grotte des Demoiselles. Laut Michelinkarte darf man diese ja nicht verpassen, ja sie sind sogar eine Reise wert!
Also folgten wir den Wegweisern zu den Grotten und stiegen in der prallen Nachmittagssonne die Zickzackstrasse hinauf.
Die Mühe hatte sich absolut gelohnt. Wir haben schon viele Grotten gesehen, aber diese sind wirklich atemberaubend schön.
Das Wetter war sommerlich und so folgten wir noch ein Stück dem Fluss Herault auf der malerischen D986.

Montag, 22.05.06
Ganges - St. Hippolyte du Fort - Durfort - Anduze - Genéragues – Le Mas Soubeyran - St. Jean du Gard, 55 km, 470 HM

Le Mas Soubeyran - Musée du Désert
Mialet
Mit der D999 bis Mandiargues um von dort auf der Nebenstrasse D982 über Durfort ins Tal des Gardon d'Anduze zu gelangen.
In Anduze wurden wir von einem heftigen Regen überrascht. Anduze ist als Ausgangsort in die Cevennen recht touristisch. So war es kein Problem, bei einem feinen Mittagessen am Trockenen auf eine Besserung zu warten. In der Touristeninformation konnten wir uns auch ein Bild machen, über die Strecke zum Hugenottenmuseum in le Mas Soubeyran, welches wir unbedingt besuchen wollten.
MuseeDesertDas Wetter war uns schliesslich freundlich gesinnt und wir konnten unsere Reise fortsetzen.
Wir fanden das im Gelände fast versteckte Museum und liessen uns beeindrucken.
Man könnte fast auf die Idee kommen, die Menschheit hätte aus der Geschichte nicht allzu viel gelernt.
Noch immer führen Religionskriege zu unsäglichem Leid.
Die Weiterfahrt durch das zum Teil enge Tal, über Mialet nach St. Jean du Gard, gab schon einmal einen Vorgeschmack auf die Cevennen.
St. Jean du Gard ist ein hübscher Marktflecken am Gardon du St. Jean

Dienstag, 23.05.06
St. Jean du Gard – Corniche des Cévennes – Col de Solpérière – Florac, 53 km, 1115 HM

Corniche des Cévennes
CornicheCevennesEtwas ausserhalb von St. Jean du Gard startet die Corniche des Cévennes auf 206 Metern über Meer.
Ich mag solche Strecken, besonders wenn sie noch mit Geschichte und Geschichten in Verbindung stehen.
Man steigt bis auf 1028 Meter, doch es sind angenehme Aufstiege. Steil zu Beginn, wenn man noch frisch ist.
Dann ist man längere Zeit in der Höhe mit abwechslungsreichen Ausblicken und am Schluss gibt es eine spektakuläre Abfahrt ins Tal.
Mit Florac waren wir bereits im Tal des berühmten Tarn.
In den Cevennen wird noch extensive Schafzucht betrieben. Die Tiere werden nach strengen biologischen und umweltschonenden Richtlienen aufgezogen. (Association "Les agneaux de parcours du Parc national des Cévennes")
Die Veloreise-Saison hatte inzwischen begonnen. Im Hotel in Florac begegneten wir eine Velo-Reisegruppe aus der Schweiz.

Mittwoch, 24.05.06
Florac - Ispagnac - Sainte Enimie - Causse de Sauveterre - La Canourge, 55 km, 630 HM

Gorges du Tarn
TarnschluchtDie Strecke von Florac bis Sainte Enimie kannten wir noch nicht. (2004 fuhren wir von Albi bis Sainte Enimie dem Tarn entlang.)
Man kommt einfach immer wieder in Versuchung den Fotoapparat hervor zunehmen, um dann zu erkennen, dass die Schlucht für dieses kleine Gerät einfach zu grossartig ist. Das Bild hier ist aus zwei Bildern übereinander zusammengesetzt. Ich machte es von der D998 beim Aufstieg von Sainte Enimie
Die D998 führt vom Tarn zum Lot über die Causse de Sauve Terre. Sie geht auf 947 Meter und ist ausserordentlich malerisch. Sie unterscheidet sich landschaftlich recht stark von der D986, welche ebenfalls vom Tarn zum Lot führt und auf 1011 Meter geht. Eine sehr einsame Strecke. Die Abfahrt ins Tal des Lot nach la Canourgue ist äusserst spektakulär.
Man kommt am Sabot de Malepeyre vorbei. Wer noch genug Kraft in den Beinen hat, muss bestimmt ganz nahe zu diesem sagenumwobenen Felsgebilde.

Man fährt weit und kommt doch nirgends hin.

Donnerstag, 25.05.06
La Canourge - St. Laurent d'Olt - St. Geniez d'Olt – Espalion, 56 km, 495 HM

Bis St. Laurent d'Olt kann man auf der D988 dem Lot entlang fahren. Doch dann wird es eng und man muss auf 663 Meter aufsteigen.
Bei St. Geniez d'Olt trifft man wieder auf den Lot. Da der Fluss Lot auch Olt heisst, haben viele Orte die Zusatzbezeichnung d'Olt im Namen.
In der Bar an der Brücke leisteten wir uns einen Kaffee und etwas von der Bäckerei. In Frankreich ist das kein Problem, sich etwas von der Bäckerei zu besorgen, wenn die Bar sonst nichts anzubieten hat.
Auf dem Brückengeländer gibt es eine Skulpturengruppe, welche an eine Sage des Ortes erinnert.
Nach Ste. Elalie d'Olt verlässt man den Lot wieder um vor Espalion auf 378 Meter hinunter zu fahren.
GrandHotelEspalionIn Espalion bekamen wir gerade noch das letzte Zimmer. Hier war Hochbetrieb, denn es stand so etwas wie ein Alpaufzug bevor. In diesem Zusammenhang gab es auch eine eindrückliche Fotoausstellung einer ansässigen Künstlerin.
Im Hotel waren inzwischen auch viele Pilger mit und ohne Fahrräder angekommen. Da war eine fröhliche Fahrradgruppe aus Nürnberg. Alle Teilnehmer trugen eine Jakobsmuschel am Hals. Diese Gruppe war voriges Jahr von Nürnberg nach Genf gefahren und dieses Jahr waren sie von Genf auf dem Weg nach Santiago.
Der Jakobsweg ist wirklich eine Riesensache, besonders für Radfahrer. Sobald man sich auf einer der Routen befindet, wird man eigentlich schon als Pilger betrachtet. Irgendwie sind ja auch alle Radreisenden Pilger, sei es auf dem Weg nach Santiago oder einfach als Bewunderer der Natur.
Weiterer Link zur Region

Freitag, 26.05.06
Espalion - Estaing - Montsalvy - Entraygues - Port d'Agrés, 66 km, 190 HM

Als wir unsere Velos holen wollten, mussten wir feststellen, dass da etwa 30 Velos zu unseren dazugekommen waren. Also warteten wir erst mal geduldig, bis es etwas Platz gab.
Die Pilgergruppe aus Nürnberg trafen wir noch vier Mal an. Es gibt einfach Ecken, da muss man halten zum Fotografieren. Einmal ging es darum, die richtige Strasse zu nehmen. Da der Lot so viele Schlaufen hat, ist es nicht immer einfach, die Richtung richtig einzuschätzen. Jedenfalls beneidete der Tourenführer Hans darum, dass ich einfach brav hinterherfahre. Das letzte Mal trafen wir die Gruppe in der Bäckerei von Estaing.
BurgDie "schönsten Städte von Frankreich" sind an diesen Flüssen wie auf einer Perlenkette aufgereiht. Schwierig zu sagen, welches wirklich den Schönheitswettbewerb gewinnen würde.
Die D920 führt auf dieser Etappe gemütlich dem Lot entlang. Es gibt kaum Steigungen.
In St. Parthem gibt es das Maison d'Olt de la rivière ein interessantes Museum über den Fluss. Wir hatten das Glück, dass eine Gruppe erwartet wurde und konnten uns so Zugang verschaffen. Die Öffnungszeiten scheinen sehr limitiert zu sein. Der Ort ist auch ganz speziell, was die Kultivierung von Rosen an den Häusern betrifft.
An der Brücke bei Port d' Agres gibt es ein kleines Hotel. Restaurant und Zimmer allerdings über die Strasse getrennt. Das Essen war gut und das Zimmer in Ordnung. Wir hatten den Eindruck, dass es ebenso gut ein Logis de France hätte sein können, und erkundigten uns entsprechend. Der Wirt sagte uns, dass die Abgaben und Auflagen zur Zugehörigkeit zu hoch geworden seien und er deshalb ausgestiegen sei.
Da es auf ein Wochenende zuging und die Saison inzwischen begonnen hatte, liessen wir uns am nächsten Übernachtungsort bereits ein Zimmer reservieren. Wir hätten es wohl auch in einer Etappe bis Cahors geschafft, entschieden uns dann aber zur "faulen" Variante in zwei Etappen.

Samstag, 27.05.06
Port d'Agrés – Cayarc, 54 km, 150 HM

SpiegelSeeMan sollte meinen, nach fast vier Wochen hätte man allmählich genug vom Velofahren. Doch es war wieder ein traumhafter Morgen mit wunderbaren Ausblicken auf den schönen Fluss. Wäre da nicht der Garten zu Hause, ich würde immer weiterfahren wollen.
Die Etappe war kurz, der Sommer endlich da, und so konnten wir die Annehmlichkeiten des schönen Hotels voll geniessen. Es gab einen Pool, genügend Liegestühle und perfekte Bedienung.

Sonntag, 28.05.06
Cayarc - Tour de Faure - St Cirq Lapopie – Cahors. 59 km, 340 HM

StCirqLapopieWir starteten, wie meist auf dieser Reise, bei schönstem Wetter zu unserer letzten Etappe.
Ein weiterer Höhepunkt im wörtlichen und übertragenen Sinn ist der Ort St. Cirq Lapopie. Es gibt einen steilen Anstieg, dafür aber einen unerhörten Ausblick. Der Ort dürfte in der Hochsaison ziemlich überlaufen sein.
Besonders lohnenswert und romantisch ist dann die schmale Nebenstrasse hoch über dem Lot. Ohne irgend eine Panne gehabt zu haben, erreichten wir unseren Ausgangsort Cahors.
Wir schoben fast wehmütig unsere Fahrräder nochmals über die mittelalterliche Brücke.
Zum Glück ist es an touristischen Orten kein Problem, am Sonntag noch etwas für zu Hause einzukaufen. Es galt ja noch etwas Besonderes für das traditionelle Essen mit unseren Nachbarn, welche jeweils zu unserem Haus schauen, mitzubringen.
Ein paar Flaschen Wein aus der Region und drei Büchsen Cuisse de Canard bildeten die Ausgangslage für ein festliches Essen. Alles vom Souveniergeschäft bei der Brücke. (Erwies sich zu Hause als wirklich gut)

Samstag, 29.5.2006
Rückreise mit dem Auto nach Dietikon

Sonstige Infos:

Total: 1'738 km
12'330 Höhenmeter
Literatur und Kartenmaterial:
Die Planung und die meisten Informationen bezogen wir aus:
SÜDWEST-FRANKREICH per Rad
von Stefan Pfeiffer
ein Cyclos-Fahrradreiseführer vom
Verlag Wolfgang Kettler
(Auvergne - Aquitanien - Pyrenäen)

Karten:

Michelin Regional 1:200
Nr. 526 Midi-Pyrénées
Nr. 521 Poitou, Charentes
Nr. 525 Aquitaine
Nr. 527 Languedoc, Roussillon

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Evi Gretener
Rebbergstrasse 25
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